Geb. 1948, studierte nach seiner Ausbildung zum Flötisten in München Betriebswirtschaft und Musik- und Theaterwissenschaften sowie Kunstgeschichte. Als junger Orchesterdirektor der Münchner Philharmoniker gewann er 1979 Sergiu Celibidache als neuen Generalmusikdirektor. Ab 1983 gestaltete er als Gründungsintendant der Kölner Philharmonie 16 Jahre lang deren Geschick; 1994 gründete er die MusikTriennale Köln. Anschließend ging er nach New York als erster nicht-amerikanischer Executive and Artistic Director der Carnegie Hall; nach zweieinhalb Jahren kehrte er als Intendant der Berliner Philharmoniker nach Europa zurück. Seit 1996 gestaltet er als Künstlerischer Leiter das Programm des Klavier-Festival Ruhr. Zum 1. Juni 2005 wurde Ohnesorg zudem zum Geschäftsführer des Initiativkreises Ruhrgebiet und damit auch zum Intendanten des Klavier-Festivals Ruhr berufen.
WELCHES KUNSTWERK, GLEICH WELCHEN GENRES, HAT IN IHNEN DIE STÄRKSTE EMOTION AUSGELÖST?
Immer wieder Lieder von Franz Schubert. Sie treffen mich vielfach direkt ins Herz.
WENN SIE VON IHRER EIGENEN INSTITUTION ABSEHEN, IN WELCHEM GEBÄUDE DER KULTUR WÜRDEN SIE GERN DIE NACHT VERBRINGEN?
Vorausgesetzt das Licht bleibt brennen: in den Antiken-Abteilungen des British Museum, des Louvre oder des Griechischen Nationalmuseums. Um ohne Zeitdruck all die Schönheit der Skulpturen in mich aufnehmen zu können.
EIN SPONSOR ÜBERLÄSST IHNEN EINE MILLION EURO. WIE VERWENDEN SIE DAS GELD?
Ich würde das Education-Programm des Klavier-Festivals Ruhr auf die fünf Ruhrgebietsorchester ausdehnen.
WENN SIE NICHT WÄREN, WAS SIE SIND, WER ODER WAS HÄTTEN SIE SONST SEIN MÖGEN?
Ich könnte mir auch ein Leben als Opernregisseur oder als Architekt vorstellen.
WAS WÄRE FÜR SIE DAS GRÖßTE UNGLÜCK?
Alles Unheil, das Kindern zustößt oder ihnen angetan wird.
WELCHES BAUWERK IN NRW MÖGEN SIE AM LIEBSTEN?
Der von Oswalt Mathias Unger umgebaute Kunstpalast – einschließlich des Robert-Schumann-Saals! – in Düsseldorf. Des glücklichen Raumgefühls wegen, das sich für mich auf Grund der Anklänge an antike Proportionen einstellt.
WOMIT BEGINNEN SIE GEWÖHNLICH IHREN TAG?
Werktags: mit einem Liter Tee und der Überlegung, ob die To-Do-List für den angebrochenen Tag noch gültig ist. Sonntags: Nachdem ich von meinen Kindern ausgiebig geweckt werde, mit einem gemütlichen Familienfrühstück.
WAS KOMMT IHNEN IN DEN SINN, WENN SIE DAS WORT »PUBLIKUMSRENNER« HÖREN?
Ich denke dabei an Querfinanzierung und würde mir überlegen, in welche Künstler ich das mit Publikumsrennern verdiente Geld investiere.
DIE AM HÄUFIGSTEN VORKOMMENDE BERUFSKRANKHEIT IN IHRER PROFESSION?
Selbstüberschätzung in Verbindung mit mangelnder Detail-Liebe und zu geringem Bewusstsein für die Befindlichkeit der Künstler und für die vom Publikum zu Recht erwarteten Dienstleistungen.
VON WELCHEM GROßEN MALER ODER FOTOGRAFEN HÄTTEN ODER WÜRDEN SIE SICH AM LIEBSTEN PORTRÄTIEREN LASSEN?
Ich würde Gerhard Richter fragen und ihn allerdings bitten, lieber meine Frau zu porträtieren. Das würde auch ihm mehr Freude bereiten.
WENN SIE DIE WAHL HÄTTEN, WÄREN SIE LIEBER FAUST ODER MEPHISTO?
Faust, weil mir das »strebende« Bemühen näher liegt, als die stete Verneinung.
NENNEN SIE EIN BILD GEGEN SCHLECHTE LAUNE.
Vieles von Klee, Skulpturen von Jean Tinguely, Aquarelle von Günther Uecker und Fotos von meinen Kindern.