Barbara Klemm gilt als die Grand Dame der politischen Fotografie in Deutschland. Jahrzehntelang arbeitete sie für die FAZ und dokumentierte unter anderem Theodor W. Adorno unter Personenschutz beim Gespräch mit Studenten oder den berühmten »Bruderkuss« zwischen Erich Honecker und Leonid Breschnew. In den Arbeiten für die Ausstellung »So gesehen« im Diözesanmuseum Paderborn ist allerdings nun ein ganz anderer Teil ihres Werk zu sehen: Diesmal hat sie ihren Blick auf Skulpturen(-Fragmente), Menschen im Museum, Friedhöfe oder Landschaften gerichtet. Und ihre Werke stehen auch nicht allein, sondern treten in Dialog: Mit den Arbeiten Christoph Brechs, der als Schöpfer oft großformatiger digitaler Bild- und Video-Kunst bekannt ist und sich in Paderborn auch auf das Gebiet der kleinen Formate oder der Grafik begibt.
Beide setzen sich mit ihrem Blick außerdem mit den bislang rein kunstgeschichtlich betrachteten Exponaten des Diözesanmuseums auseinander und bereichern es um neue Bedeutungsebenen: Da treffen zarte schwarz-weiße Wolkenstudien und Dirigentenportraits auf raumhohe Videos, die zeigen, wie sich feine Lichtbündel zu Klangwolken formen. Da turnen Trapezkünstlerinnen nicht nur vor der zerstörten Ruinenkulisse Rostocks, sondern auch inmitten güldener Engel, die ihrerseits im 18. Jahrhundert in einem Gestänge über einem barocken Festaltar aufgehängt waren. Monde schimmern entrückt über Wellen und Wolken am Horizont, wandern von Amseln vertont als Blutmond über den nächtlichen Himmel oder verwandeln sich in eine Mondsichelmadonna aus der späten Gotik.
21. Mai bis 9. Oktober
dioezesanmuseum-paderborn.de