Mag es auch ständig drunter und drüber gehen in dieser seltsamen Freakshow, die sich Welt nennt, so ist es doch wenigstens lustig – so ungefähr könnte man die Burlesken verstehen, mit denen das legendäre niederländische »Theater van de Lach« seit den frühen 70er Jahren für bemerkenswert viel Heiterkeit im Land der Windmühlen sorgte. John Lantings »Theater des Lachens« bot keinen Trost, keine Hoffnung. Nur durchgedrehte Spießbürger – und irres Vergnügen.
Auch in der wohl bekanntesten Filmarbeit des niederländischen Künstlerduos Jeroen de Rijke und Willem de Rooij – »Mandarin Ducks« – gibt es diesen einen erhaben-grotesken Moment, in dem sich der Wahn der Welt und die Nutzlosigkeit des Lebens zu einer aberwitzigen Lachsalve verdichten. Doch es sind hier nicht die Zuschauer, die sich vor Lachen schütteln – es sind die Protagonisten. Minutenlang stehen drei abgehalfterte, irgendwie lebensmüde Bourgeois in ihrem vollklimatisierten Designer-Appartement – eine dieser chicen Fluchtburgen innerhalb der städtischen Wildnis – und lachen so grundlos, so irrsinnig in die Kamera, als ließe sich damit ein verpfuschtes Leben retten. Doch es lässt sich damit nicht einmal diese Arbeit retten. Die drei gutbürgerlichen Antihelden – der zynische Karrierist mit seinen kolonialen Attitüden, das lüsterne Naschkätzchen mit ewig feuchten Schlüpfern, das vermutlich alkoholsüchtige Heimchen auf eiffelturmhohen Stöckelschuhen – sie stehen zwar da und lachen wie Falschspieler, denen die gezinkten Karten reihenweise aus den Ärmeln fallen. All das jedoch mutet eher an wie gutgemeintes Schülertheater über die Hohlheit der bürgerlichen Gesellschaft, über die Kälte und den Zynismus der Moderne. Dem Betrachter dagegen bleibt das Lachen im Halse stecken. Eine Erfahrung, die sich in der Düsseldorfer Ausstellung durchaus wiederholt.
Willem de Rooij und Jeroen de Rijke (der letztes Jahr in Afrika verstarb) haben ihre Kindheit in den Niederlanden der 70er Jahre verbracht. Dass ihnen das Theater van de Lach zum festen kulturellen Bezugspunkt wurde, überrascht deshalb nicht. Ebenso wenig frappiert die heikle Beziehung zu dem, was man in Holland den »Modernismus« nennt, die ideologisch aufgeladene, kühl-kantige Sachlichkeit der Moderne, die sich vor allem in der Figur des Architekten und Designers Willem Rietveld verkörpert. Nimmt man die Masken- und Fratzenhaftigkeit hinzu, die James Ensor, der flämische Maler von der traurigen Gestalt, aus dem Fenster seines Ostendener Souvenirgeschäfts in der bürgerlichen Gesellschaft um sich herum erblicken wollte, so hat man schon fast alle Elemente beisammen, aus denen das Künstlerduo die Installation für den niederländischen Pavillon auf der 51. Biennale von Venedig schuf: die Arbeit »Mandarin Ducks« von 2005. Sie besteht aus einer theatralisch inszenierten Filmarbeit und einer Art beigefügten »Registratur«, in der eben diese Bezugspunkte offengelegt werden. Was man sieht, ist also ein – ziemlich beliebiges – Werk Ensors, eine Fernsehproduktion des Lach-Theaters oder Design-Objekte von Rietveld und anderen Prota-gonisten des Modernismus. Im Gegensatz zum streng inszenierten Vorführraum des Filmes – das Künstlergespann hat dafür eigene Gestaltungsprinzipien entwickelt – wirkt die Installation mit diesen sehr heterogenen Objekten geradezu klitschenhaft zusammengeschustert, wie letztlich übrigens die ganze Düsseldorfer Ausstellung.
Bei der Filmarbeit, aufgenommen mit professionellen Schauspielern, dominiert dagegen das blanke Klischee. Sie pendelt zwischen den Konversationsstücken Oscar Wildes und den Seelenexpeditionen Ibsens, man fühlt sich vielleicht an die Blicke Fassbinders und Lubitschs erinnert, vor allem jedoch, wie gesagt, an braves Schülertheater. Immerhin erfährt man dann noch, dass im alten Korea die »Mandarin-Enten« als Symbole von ehelicher Treue und Liebe geschätzt wurden: Sehnsüchtig hallt dieser Satz durch dieses kühl-gestylte Labyrinth der mensch-lichen Beziehungen. Auch eine zweite Filmarbeit in der Düsseldorfer Ausstellung, »Point of Departure«, widmet sich sehr manieristischen Beziehungen: Eine Spezialkamera erkundet hier in extremer Nahaufnahme die Textur eines Orientteppichs, durchstreift den schwindelerregenden Irrgarten seiner geometrischen Muster, bevor diese ins schwarze Nichts des Weltalls abzustürzen scheinen.
Neben diesen beiden Arbeiten hat die Galerie Daniel Buchholz aus Köln noch eine Dia-Projektion – »Orange« – und ein paar Foto-Arbeiten für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Zum Überblick über das rund zehnjährige Schaffen der beiden eigentlich sehr bemerkenswerten (Film-)Künstler taugt all das nur bedingt. Allerdings werden dann doch noch andere Einblicke geboten: In die wirklich sehr heiklen Beziehungen zwischen der Institution Museum und dem Wirtschaftunternehmen Galerie. Letzteres stellte nicht nur sämtliche Exponate für diese Verkaufsschau auf öffentlicher Bühne zur Verfügung, sondern gleich auch das kuratorische Know-how. Das Museum, das sich offensichtlich gerne als Ladenlokal geriert, bedankte sich dafür pflichtschuldigst durch einen angeblich journalistischen Beitrag im hauseigenen Magazin: Dieser beschreibt ganz unschuldig die Vorzüge solcher natürlich uneigennützigen Kooperationen im hehren »Dienst der Kunst«. Auch hierbei bleibt dem Besucher das Lachen irgendwo im Halse stecken. //
K 21, bis 13. April 2008. Tel.: 0211/8381-600.www.kunstsammlung.de