TEXT ANDREAS WILINK
Diese Uhren gehen anders. Zeit ist das Element für Robert Wilson. »Einstein on the Beach« – das macht fünf Stunden in vier Akten, gegliedert zu Szenen, Intermezzi, Leerläufen, Ballett-Einlagen. Zentrale Motive sind u.a. eine Lok in Naturgröße, die sich sehr langsam bewegt; ein Gerichtssaal; eine Art kosmisches Labor und Weltraumstation, hinter denen sich Themen wie Technik, Wissenschaft und Naturbeherrschung zeigen. »Einstein« meint nicht die historische Person, sondern ist Chiffre, Funktion, Prinzip. Und »Beach« das Ufer, an dem niemand zweimal in den gleichen Fluss steigt.
Wilson schuf ein Gegenmodell zum westlichen Theater in seiner Einheit von Handlung, Zeit und Raum: anti-dramatisch und anti-psychologisch. Aber das Zeremoniöse einer Gebärde kann und soll sich doch dramatisch geheimnisvoll aufladen. Die subjektive Empfindung und Erfahrung wird verabsolutiert. Man kann sich dem hingeben – oder sich widersetzen. Ivan Nagel, der Wilson in Deutschland durchgesetzt hat, schreibt: »Wilson schützt das Wort, die Geste, das Bild vor ihrem pragmatisch profitablen Mißbrauch, da er sie zu fremdartig nutzlosen Dingen sondert.«
Schaut man sich deutsche Reaktionen an, nach der Uraufführung 1976 in Avignon und einem Gastspiel u.a. in Hamburg, fällt auf, wie (…)
»Einstein on the Beach«: Koproduktion Oper & Schauspiel Dortmund; Regie: Kay Voges; musikalische Leitung: Florian Helgath; ChorWerk Ruhr; Premiere 23. April 2017;
Robert Wilson wird als Koproduktion zwischen den Ruhrfestspielen (3. Mai) und dem Düsseldorfer Schauspielhaus E.T.A. Hoffmanns »Der Sandmann« inszenieren; Voraufführungen in Düsseldorf: 20. bis 23. April 2017.
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