Verknotete Sätze – genau so geht es los. Beinahe eine halbe Stunde lang zeigen Alma Söderberg und ihre beiden Mit-Performerinnen Angela Peris Alcantud und Anja Müller, auf Stühlen ganz rechts an der Bühne sitzend, eine wahnwitzige Sprachchoreographie. Eine Komposition aus Sätzen, Worten und Morphemen, die in ihrer Perfektion und Leichtigkeit schlicht den Atem raubt. Im Nebeneinander, Durcheinander und Übereinander der drei Stimmen fügen sich die (englischen) Sprach-Bruchstücke immer wieder im Ohr des Zuhörers zu Sätzen, dann zu reinem Rhythmus, werden Musik, bilden kleine Melodien und zerfallen wieder zu durcheinander schwirrenden Sprachpartikeln. Kleine rhythmische Gesten der Hände dienen dabei einerseits augenscheinlich wie ein Dirigat zur Koordination, korrelieren andererseits aber auch immer wieder mit einzelnen Worten.
Was so spontan improvisiert und hingeworfen erscheint, eröffnet dem Zuhörer zwei Möglichkeiten: Entweder versucht er mit höchster Konzentration, das Sprachgeflecht zu entwirren, oder lässt sich von der Musikalität, von den rhythmischen Verschiebungen und Überlagerungen mitreißen in einen tranceartigen Zustand. Am wahrscheinlichsten ist es aber, dass er zwischen beiden Zuständen ständig hin und her schwankt. Wenn Alma Söderberg davon spricht, sie habe sich für „Entangled Phrases“ von Anni Albers’ Webarbeiten inspirieren lassen, dann ist das in dieser ersten Hälfte unmittelbar nachvollziehbar.
Zum Ende des ersten Teiles steht zuerst Anja Müller von ihrem Stuhl auf, lässt das Sprachspiel Bewegung werden, dehnt es in den Raum aus. Vor dem blassroten halbdurchsichtigen Tuch, das Veerle Hommelen und Annemie Boonen über die gesamte Breite in den Bühnenhintergrund gehängt haben, weben die drei Performerinnen nun ein Geflecht aus Bewegung, Gesang, Sprache. Eingespielte Elektronik-Sounds und Beats von Dechat „Hendrik“ Lewillekens steigen ein, hinter dem Tuch lässt Pol Matthé Scheinwerfer sanft blinken. Wie eine sehr entspannte Erinnerung an wilde Disco-Abende wirkt das. Zarten Humor gibt es und etwas Albernheit, wenn die drei hinter dem roten Tuch verschwinden, das gerade so hoch hängt, dass die Beine knapp bis zum Knie zu sehen sind, und dort eine kleine Show-Choreographie tanzen.
Das große Geheimnis an dieser kleinen, charmanten Arbeit ist, dass für den Zuschauer kaum herauszufinden ist, wie sie funktioniert. Sie wirkt wie eine lockere Improvisation von drei Freundinnen und zugleich ist völlig klar, dass das Gewebe der „Entangled Phrases“ bei der leichtesten Unschärfe in sich zusammenfallen würde. Diese Perfektion und Leichtigkeit ist es, die noch lange nachklingt und schlicht glücklich macht.