TEXT: VOLKER K. BELGHAUS
Wer in nächster Zeit im nördlichen Ruhrgebiet auf Menschenansammlungen treffen sollte, die kabellose Kopfhörer tragen, in Karten starren und mit interessiertem Blick in die Gegend schauen, der sollte sich nicht wundern – die wollen nur hören. Es sind Besucher der Ausstellung »Wellenfang«, die die Künstlerin und Klangforscherin Christina Kubisch auf sogenannte »Electric Walks« schickt. Kubisch erkundet seit Jahren die unhörbare Welt der elektromagnetischen Klänge. Jeder Ort klingt anders, von Hochspannungsmasten, Handynetzen und Funkverkehr gehen Töne aus, die man mit dem bloßen Ohr nicht erfassen kann. Kubisch hat in ihren »Soundscapes« die Akustik solcher Orte aufgezeichnet und analysiert.
Ihre Klangreisen führten sie schon über viele Kontinente, in Städte von Mexico-City bis Bremen. In diesem Jahr ist das Ruhrgebiet dran. Der Marler Glaskasten ist nur der Mittelpunkt der Schau »Wellenfang«, die im Rahmen des Ruhr.2010-Projekts »Mapping the Region« stattfindet. Die Ausstellung dokumentiert die Aufzeichnungen des elektromagnetischen Störfeuers und zeigt weitere künstlerische Auseinandersetzungen mit diesem Thema. Die Klanglandschaften des Ruhrgebiets muss man sich aber auf kleinen Expeditionen selbst erhören. Auf vorgegebenen Routen geht es durch die Städte Marl, Dorsten, Gelsenkirchen, Oberhausen und Recklinghausen – zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto. Die Routen decken die typische Topografie des Reviers ab und führen durch Natur, Industrie und Einkaufszentren. Die Ausgabestellen für die Kopfhörer befinden sich im Glaskasten Marl, dem Kunstmuseum Gelsenkirchen, der Kunsthalle Recklinghausen, dem Jüdischen Museum in Dorsten und bald auch im Besucherzentrum der Ruhr.2010 im »Centro« Oberhausen.
Skulpturenmuseum Glaskasten, Marl
11. April bis 6. Juni 2010
Tel.: 02365/ 99 22 57
http://ruhrkunstmuseen.ruhr2010.de