Es ist ein Barometer für die Entwicklungen im Figurentheater – das Festival Fidena. Da trifft zauberhafte Detailarbeit auf Vorschlaghammer, stummes Schattenspiel auf Erzähltheater, Handpuppe auf Robotik. Seit 1997 leitet Annette Dabs das alle zwei Jahre stattfindende Festival, die aktuelle Ausgabe ist ihre letzte. Über die Jahre weitete sie das Spektrum der eingeladenen Künstler*innen und Genres extrem aus, von Bochum aus propagierte Dabs städteübergreifende Kooperationen mit Festivals und Theatern im Ruhrgebiet – in diesem Jahr sind es die Ruhrfestspiele Recklinghausen, das Theater Dortmund und die Flottmann-Hallen in Herne. Unermüdlich kämpfte sie für ein größeres Bewusstsein für die Möglichkeiten dieser Sparte.
Wie vielseitig das Figurentheater vor allem (auch) für Erwachsene ist, zeigt sich in diesem Jahr wieder vom 7. bis 12. Mai. Eröffnet wird das Festival unter dem Motto »Change« erneut mit einer großen Parade durch die Bochumer Innenstadt. Am Abend steht eine Stechmücke im Mittelpunkt der Bochumer Kammerspiele: Der kanadische DJ Kid Koala mit Kultstatus in der Scratch-DJ-Szene zeigt seine umjubelte Puppenspiel-Film-Musiktheater-Produktion »The Storyville Mosquito«. Eine herzzerreißende Suche nach dem Glück, bei der vor den Augen des Publikums ein Hollywood-kompatibler Animationsfilm entsteht – live mit Streichertrio und Kid Koala an Klarinette, Vibrafon, Schlagzeug und Turntables.
Zu den weiteren Höhepunkten des Festivals zählen neben der Uraufführung »Mitzis Mensch« (eine böse Show von Puppenspieler Ariel Doron in den Flottmann-Hallen Herne) auch die beiden Arbeiten des KMZ Kollektiv. »Fünf Exponate« heißt seine biografische Materialperformance, die sich am Schauspiel Dortmund mit Kulturschätzen und der Kolonialvergangenheit auseinandersetzt. Und in der Turbinenhalle der Jahrhunderthalle Bochum entwickelt das Kollektiv eine interaktive Theaterarbeit: »Kakao mit Zucker. Der köstliche Unterschied« holt wie schon die erfolgreiche Vorgängerarbeit »Kaffee mit Zucker« Verborgenes ans Licht, um sich in bittersüßer Atmosphäre mit der Herkunft von Lebensmitteln auseinanderzusetzen.
Für das ganz junge Publikum (ab 2) zaubern Karoline Hoffmann und Julika Mayer mit Goldfolie und Schwerkraft (»Ding. Was Sachen machen« im Prinz Regent Theater Bochum). Aus Belgien kommt die Meisterin des Objekttheaters Agnès Limbos (Cie. Gare Centrale) mit »Letters from my Father« nach Bochum und erinnert sich an eine gar nicht so unbeschwerte Kindheit. Insgesamt sind 22 Produktionen aus zehn Ländern beim Festival zu sehen.
7. bis 12. Mai in Bochum, Dortmund, Herne und Recklinghausen