Foto: Rainer Holz
Interview: Stefanie Stadel
Mit ehrgeizigen Zielen und großen Worten waren sie vergangenes Jahr angetreten. Walter M. Gehlen und Andreas E. Lohaus wollten in Düsseldorf ganz fix eine neue, junge Top-Messe für Gegenwartskunst auf die Beine stellen. Inzwischen hat die dc duesseldorf contemporary klarere Formen angenommen. Die vorläufige Teilnehmerliste steht – auch wenn sie keine Spitzenmesse erwarten lässt, so belegt sie doch für den Anfang sehr beachtliche Erfolge. Als kluger Schachzug erwies sich die Berufung des kompetent besetzten kuratorischen Beirats: Unter anderen waren Ulrike Groos, Direktorin der Kunsthalle Düsseldorf, und Stephan Berg, Leiter des Kunstvereins in Hannover, für die Zusammenstellung der Gästeliste zuständig. An die 100 Galerien werden vom 19. bis 22. April auf dem dc-Parcours durch Halle 8 der Messe Düsseldorf zusammenfinden. Dass just zur gleichen Zeit ein Stück rheinaufwärts die 41. Ausgabe der Art Cologne über die Bühne geht, lässt ein Problem umso deutlicher hervortreten: Die deutschen Kunstmessen mehren sich – zur einst so wichtigen Kölner Traditionsmesse, zur Frankfurter Fine Art Fair und zum Art Forum Berlin kommt nun noch die Düsseldorfer dc. Eine Veranstaltung von Weltniveau ist aber nicht mehr darunter. Und angesichts der gewachsenen Konkurrenz werden die Märkte es wohl auch sehr schwer haben, über das Mittelmaß hinauszuwachsen. K.WEST sprach mit dem Messe-Organisator und dc-Chef Walter M. Gehlen über Düsseldorf und den deutschen Messemarkt, über die dc und ihr Verhältnis zur Art Cologne.
K.WEST: Sie sind zufrieden mit ihrer Teilnehmerliste?
Gehlen: Sehr zufrieden. Wir hatten insgesamt gut 200 Galerien ausgewählt mit dem Ziel, einen Messeparcours mit nicht mehr als 100 Ausstellern zu gestalten. Wir haben heute an die 80 Zusagen, also feste Buchungen – das finde ich ziemlich sensationell. Besonders bemerkenswert scheint mir der große Zuspruch von Galerien aus dem englischsprachigen Ausland.
K.WEST: Worauf führen Sie den Erfolg zurück?
Gehlen: Ich glaube, dass international ein großes Bedürfnis nach einer internationalen Messe für zeitgenössische und junge Kunst in Deutschland bestand. Der Termin im Frühjahr findet Anklang. Und Düsseldorf als Veranstaltungsort war sicherlich auch ein maßgeblicher Grund für den Erfolg.
K.WEST: Meinen sie denn, dass Düsseldorf – in Bezug auf das Image als Kunststadt – Köln derzeit etwas voraus hat?
Gehlen: Düsseldorf hat es in den letzten Jahren geschafft, sich, was die Kunst angeht, stärker zu profilieren. Es ist viel geschehen. Die Kunst ist auch ein Thema, das von der Politik hier sehr wichtig genommen wird. So hat die Stadt sich eine Vorreiterposition erarbeiten können.
K.WEST: Mit welcher Kunstmesse würden Sie die dc duesseldorf contemporary am ehesten vergleichen?
Gehlen: Diese Messe gibt es international einfach noch nicht. Sie besticht dadurch, dass sie von vier extrem kompetenten, impulsgebenden Persönlichkeiten aus der Szene inhaltlich mitbestimmt worden ist. Hinzu kommen der besondere Auftritt mit einer neuen Messearchitektur und der Schauplatz Düsseldorf, wo Größen wie Beuys, Bruce Nauman, Polke, Richter und viele mehr gewirkt haben.
K.WEST: Es gibt ja in Deutschland bereits drei größere Kunstmessen – in Köln, Frankfurt, Berlin. Zu viele, möchte man sagen. Warum hielten Sie es für sinnvoll, noch eine weitere zu gründen? Gehlen: Das war eine strategische Überlegung: Was fehlte, war nicht eine neue Messe, sondern eine wichtige Messe. Das haben wir von vielen Seiten gehört. Mit unserem Konzept haben wir versucht, genau dieses Bedürfnis zu befriedigen.
K.WEST: Wie sehen Sie Ihr Verhältnis zur Art Cologne?
Gehlen: Ich empfinde dieses Verhältnis als positiv. Wir hören in Gesprächen mit Sammlern immer wieder, dass sie die Erweiterung des rheinischen Kunstmarktes durch die dc duesseldorf contemporary begrüßen. Die beiden parallel stattfindenden Messen bringen ein breiteres Angebot: In Köln schwerpunktmäßig das 20. Jahrhundert; das 21. Jahrhundert und junge Kunst in Düsseldorf. Dazu kommt ein umfangreiches Rahmenprogramm in beiden Städten. Ein Besuch im Rheinland lohnt in dieser Zeit also gleich mehrfach.
K.WEST: Nun bemüht sich ja auch die Art Cologne sehr stark und erfolgreich um das 21. Jahrhundert. So dass es vom Angebot her doch Überschneidungen zwischen beiden Messen gibt. Es scheint sehr verkürzend und nicht richtig, der Kölner Messe das 20. Jahrhundert zuzuordnen und der Düsseldorfer das 21. Jahrhundert. Es gibt ja unter den Düsseldorfer Teilnehmern Galerien, die auch zur Art Cologne passen würden. Man kann also schon von einer Konkurrenzsituation sprechen.
Gehlen: Ich glaube nicht, dass die Ausstellerliste der Art Cologne in diesem Jahr anders ausgesehen hätte, wenn es die dc duesseldorf contemporary nicht gäbe. Was ich damit sagen möchte: Wir haben von Anfang an das Ziel gehabt – und es schließlich auch geschafft –, Galerien ins Rheinland zu holen, die noch nie oder schon lange nicht mehr hier waren. Auf unserer Liste der 230 angefragten Galerien standen nur 16, die in der Vergangenheit an der Art Cologne teilgenommen hatten, 15 davon haben nun bei der dc gebucht. Es wäre eine klare Fehlinterpretation unseres Engagements, wenn man die dc als Konkurrenzangriff auf die Art Cologne sähe. Es ist schlicht nicht notwendig, uns an Aussteller der Art Cologne heranzumachen.
K.WEST: Aber sollte sich die Düsseldorfer Kunstmesse dauerhaft als Erfolg erweisen, dann könnte es doch durchaus sein, dass sie für einige Art-Cologne-Galerien zur Alternative wird?
Gehlen: Ja. Allerdings hat die Art Cologne in vielen Bereichen ein Ausstellerpotenzial, das gar nicht zur dc passt. Das ist ja auch der Punkt. Hätten wir das gleiche Konzept wie der Kölner Kunstmarkt, dann wäre das ein falscher Ansatz – aber das haben wir ja gerade nicht. Wir wollen eine kleine, überschaubare Messe, die sich auf das 21. Jahrhundert konzentriert und versucht, auch viele ausländische Aussteller und insgesamt hervorragende Qualität zu bieten – mit Hilfe der internationalen aktiven Kuratoren.
K.WEST: Soll die dc auch zukünftig parallel zur Art Cologne stattfinden?
Gehlen: Das ist nicht Teil des Konzepts. Diese Konstellation hat sich jetzt ergeben, war aber nicht von Beginn an zwingend intendiert. Für die nächsten Jahre müssen wir schauen.
K.WEST: Sie sprachen in der Vergangenheit wiederholt von Synergien zwischen den Kunstmessen in Köln und Düsseldorf. Wie könnten die praktisch aussehen?
Gehlen: Jemand, der schon lange nicht mehr im Rheinland war, könnte sich sagen: Da ist richtig was los, jetzt mache ich mich einfach mal auf den Weg. Diese Überlegung hätte der eine oder andere vielleicht nicht angestellt, wenn nur eine der beiden Messen stattfände. Die dc duesseldorf contemporary ist auf jeden Fall ein neuer Pflichttermin im internationalen Messekalender und zieht mit ihren pulsierenden Satelliten-Events im Frühjahr die Kunstsociety ins Rheinland – und das kommt allen Beteiligten zu Gute.
dc duesseldorf contemporary; 19. bis 22. April 2007; 13 bis 21 Uhr. Messe Düsseldorf, Halle 8. www.dc-fair.de