Dass man in Nordrhein-Westfalen eine erstaunliche Vielfalt an Kunst am Bau findet, hat mit einer langen Tradition zu tun: Seit über 70 Jahren finanzieren Bund und Länder bei großen Neubau- und Sanierungsvorhaben Kunstwerke über Anteile an den Baukosten oder feststehende Etats. Anfang dieses Jahres wurde die Regelung noch aktualisiert: Ein Prozent des Etats »herausgehobener Bauten« steht weiter für die Kunst zur Verfügung. Was dadurch schon alles entstanden ist, zeigt jetzt eine Ausstellung im Saalbau Witten.
»Kunst und Bau. Perspektiven aus NRW« heißt die Schau, die dort bis zum 26. Oktober läuft und im November weiter wandert ins Kunsthaus NRW Kornelimünster nach Aachen. Die dortige Dauerausstellung wirft sowieso schon ein Blitzlicht auf die reiche Geschichte der Kunst am Bau im bevölkerungsreichsten Bundesland und erzählt unter anderem von politischen Diskussionen um die Frage, wie viel abstrakte Kunst den Bürger*innen eigentlich zuzumuten ist.
Schaut man sich prominente Beispiele für Kunst am Bau an, wurde die Frage offenbar dahingehend entschieden, dass den Menschen Abstraktes durchaus zuzumuten ist. Die Schau zeigt zum Beispiel Bilder der »Abluftplastiken« von Friedrich Gräsel vor der ehemaligen Westdeutschen Landesbank in Münster. Auf den ersten Blick sehen sie aus wie technische Geräte – eben wie der Titel vermuten lässt. Erst auf den zweiten Blick ist der abstrahierte, serielle, künstlerische Charakter des Werks erkennbar.
Neue Blicke auf die Architektur
In Kunst-und-Bau-Projekten setzen sich Künstler*innen mit Zeit, Ort, Raum und Funktion der Architektur auseinander, mit der sie in Verbindung treten. Ihre Werke können überraschen, irritieren und Identität stiften. Sie spiegeln gesellschaftliche Fragen und animieren zu neuen Blicken auf die Architektur. So werden Gebäude lebendig, es entstehen einzigartige Orte – Kunst und Architektur finden im Alltag zusammen. 30 Objekte aus NRW sind für diese Ausstellung ausgewählt worden. Dazu zählen auch »Large Two Forms« von Henry Moore vor dem ehemaligen Bundeskanzleramt in Bonn oder Selma Gültopraks »Earth Is Blue« am Goethe-Gymnasium in Düsseldorf. Fotos, Videos und Texte zeigen in der Wanderausstellung die Vielfalt der Kunstform: Gattungen, Materialien und Dimensionen. Außerdem die unterschiedlichen Formen der Entstehung und der Rezeption.
Die Ausstellung ist Teil des Projektes »Kunst und Bau« der Institution Baukultur NRW. Dazu gehört auch die digitale Kunst-und-Bau-Sammlung, die dazu einlädt, Objekte in NRW unter der Internet-Adresse www.kunstundbau.nrw zu entdecken.
Saalbau Witten
Kunst und Bau. Perspektiven aus NRW
bis 26. Oktober
danach im Kunsthaus NRW in Aachen