Die erste Katastrophe erlebte Inga Strothmüller 2018. Damals brannte ihr Familienbetrieb, das Hansa Theater in Dortmund-Hörde, bis auf die Grundmauern ab. Als es nach dem Notbetrieb endlich weiterging, kam die Corona-Pandemie.
»Wir hatten wegen des Brandes schon richtig schwere Jahre hinter uns. Wir mussten deshalb letztes Jahr mit unseren Shows in eine Ausweichstätte ziehen und haben es geschafft, keine davon absagen zu müssen. Wir haben zwei Jahre gebraucht, das Theater wieder komplett aufzubauen und erst im Oktober 2019 wieder aufgemacht. Kurz vor der Pandemie habe ich gedacht, endlich geht’s mal bergauf, die Leute kommen wieder, die Karten werden verkauft, wir können ein bisschen durchatmen. Dann kam der Lockdown, und jetzt geht für uns das Gleiche von vorne los. Wir sind komplett auf Null gesetzt, mussten alle Shows absagen. Eigentlich wollten wir bis zur Sommerpause Mitte Juni spielen, und ab September in die neue Saison gehen. Jetzt geht die Corona-Zeit auch noch genau in die Sommerpause über, so dass ich bis September keinen Job mehr habe.
Ich sitze momentan viel im Büro, schreibe und plane; wir haben im Herbst eigentlich eine Premiere, daran muss auch gearbeitet werden. Aber ich gehe stark davon aus, dass ich auch im Mai und Juni nicht spielen werde. Ich müsste 42 Shows in den Herbst oder ins nächste Jahr verlegen. Die Unsicherheit dabei ist das Schlimmste. Das ist echt ein Albtraum – ich müsste jetzt eigentlich die 40.000er Auflage unseres Programmheftes herausbringen. Aber wie verteilt man das unter den Leuten? Und kommt überhaupt jemand, muss man Sitze freilassen? Bei 200 Plätzen bleibt da wenig übrig.«
Inga Strothmüller, 41 Jahre, ist Sängerin, Schauspielerin und Leiterin des Hansa Theaters in Dortmund-Hörde. Sie lebt mit dem Sänger Sebel in Recklinghausen.