Da ist Dynamit drin – nicht nur im konkret realen Sinn. Auch in der Beziehung von Mann und Frau: Antagonisten und Partner. Der Seemann und die alte Jungfer, ruppig, ungehobelt und trinkfest er, fromm, feinsinnig, sittsam, doch keineswegs zimperlich sie.
Das wetterfeste Raubein John Huston, einer der Giganten Hollywoods mit Filmen wie »Der Malteser Falke«, »Moby Dick« oder »The Misfits«, hat 1951 dieses Abenteuer gedreht, dessen Titel sich aber nicht auf Katharine Hepburn und ihre Figur der Predigerschwester Rose Sayer bezieht, sondern auf das Dampfboot von Charles Allnutt, einem unverwüstlichen Seelenverkäufer, der die Kolonialstationen in Deutsch-Ostafrika abklappert und vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges überrascht wird. Als die Missionssiedlung aufgelöst werden muss und Roses Bruder, der Geistliche, stirbt, geht sie als Passagierin mit an Bord.
Die beiden ungleichen Charaktere, Rose und Charlie, müssen miteinander auskommen und mancherlei Hindernisse überwinden: innere Widerstände und äußere wie Stromschnellen, Blutegel, einen Maschinenschaden, den Beschuss und sogar ein Hinrichtungskommando des teutonischen Gegners, bevor die Britin und der Amerikaner als Alliierte ihre patriotische Pflicht tun und ein feindliches Schiff versenken, um danach ins späte Eheglück zu schippern.
Huston, nicht eben ein Regisseur von Komödien, ist auch hier seinem Motto »Niemals langweilen« treu geblieben und hat mit seiner Starbesetzung ein wunderbares Doppel, das sich Duelle liefert, die mit Esprit, Witz und Charme das ewige Spiel von Mann und Frau neu regeln. Er, der so oft vom Scheitern erzählt, zeigt in »African Queen« das Gelingen. Nicht vielleicht gerade ein feministisches Schaustück, aber durchaus emanzipatorisch für die frühen fünfziger Jahre: dank einer Katharine Hepburn, die als höhere Tochter und Blaustrumpf, selbstbewusste Frau und vierfache Oscar-Gewinnerin bis ins hohe Alter – besonders an der Seite von Spencer Tracy – Klischees beiseite gefegt hat. Über die turbulenten und nicht ungefährlichen Dreharbeiten hat Hepburn ein Buch geschrieben, in dem neben wilden Tieren und den Mannsbildern Huston und Bogart auch Lauren Bacall, die Lebensgefährtin Bogarts, eine Rolle spielt.
Es ist eine Freude, »African Queen« nach siebzig Jahren wiederzusehen. Auch als Deutscher.
»African Queen«, Regie: John Huston, USA 1951, 105 Min., Wiederaufführung: ab 1. Dezember