Dass die Düsseldorf Düsterboys nicht aus Düsseldorf, sondern aus Essen kommen, weiß man ja bereits seit ihrem Debütalbum »Nenn mich Musik«. Trieben sich die Boys auf dem letzten Album noch nachts um 4 an Tankstellen und auf WG-Parties herum (wenn sie »da sind, sind die andern längst schon K.O.«), sind sie auf ihrem neuen Album »Duo Duo« nun offenbar zu Männern geworden. Oder präziser ausgedrückt: zu erwachsenen Köchen und Häuslebauern: »Ab und zu/ schau ich mir selbst beim Kochen zu / und was es gibt/ naja, ich mach so gern Musik.«
Während beim Lied zum Hausbau »2016« der Akkubohrer mitsingt oder bei »Die Hand heilt« eine lieblich gestrichene Gurke Supportivtherapie leistet, bleiben sich die Düsseldorf Düsterboys musikalisch treu. Peter Rubel und Pedro Goncalves betreiben noch ihr Zweitprojekt »International Music«, bei dem sie auf elektronische Verstärkung setzen. Hier aber sind nur die Stimmen der beiden Sänger zu hören, die sich miteinander verflechten, von Lead- zu Backing-Chören und wieder zurück wechseln und dabei von ein paar akustischen Gitarren (und Gurken) untermalt werden.
Auch wenn textlich die Düsterboys nicht mehr ganz so viel Alkohol trinken, weniger Zigaretten heißrauchen und offenbar ein wenig gesetzter geworden sind, bleiben sie sich in ihren Texten treu. Irgendwo zwischen Philosophie und Nonsens mäandern ihre Songs über Gangster auf der Bettkante oder Lavendeltreppen. Dabei wirken die Stücke nostalgisch, aber nie rückwärtsgewandt, witzig, aber nie platt, poetisch, aber nie affektiert. Die musikalische Begleitung bleibt dem Folk verpflichtet. Wer nun aufschrickt und allergisch an bärtige Flanellhemdenträger in melancholischer Selbstvergessenheit denkt, sei entwarnt: Melancholisch sind die Düsterboys nach wie vor, aber eher in einem abgeklärten Habitus. Musikalisch zeigen sie sich erstaunlich wandelbar und schmeißen mal kubanische Rhythmen wie in der Vorab-Single »Ab und zu« oder Kirchenchoräle unter das im besten Sinne schöne Akustikgeklimper.
Auch wenn die Düsseldorf Düsterboys vielleicht nicht mehr ganz so viele Nächte durchzechen und lieber die Sterne aus ihrem Zimmer anschauen, Bretterbuden zusammenschrauben oder wieder enttäuscht feststellen, dass der Horizont schon wieder waagerecht ist: Die beiden kochen dabei vorzüglichste Musik.
»Duo Duo« erscheint beim Label Staatsakt
8. Oktober, Zeche Carl, Essen
13. Oktober, Kulturkirche, Köln
duesseldorfduesterboys.de