Der Münsteraner Robert Nippoldt greift zu den Sternen: Seine neue Show »Papermoon« entführt ins Weltall. Musikalisch – und zeichnerisch.
»Eine poetische Reise zu den Sternen« lautet der Untertitel der Show, die Robert Nippoldt gemeinsam mit dem dreiköpfigen Urknall Orchester entwickelt hat: ein Flug durch 90 Minuten Weltraum-Geschichte(n) mit Live-Zeichnungen und Live-Musik. Der Abend rund ums All ergänzt nun das Portfolio an Shows, die das künstlerische Multitalent Nippoldt inzwischen anbietet.
Bekannt wurde der 47-Jährige durch seine vielfach und international ausgezeichneten Bücher über die 1920er und 1930er Jahre. Nippoldts Schwarz-Weiß-Zeichnungen wirken ganz unmittelbar dank starker Aus- und Anschnitte, besonderer Perspektiven und Kontraste – dabei sind sie aufwändig inszeniert wie filigrane Scherenschnitte. Sie illustrieren diese Ära perfekt, man möchte eintauchen in das nächtliche Berlin oder in New Yorker Jazzclubs der 1920er – und das kann man auch in Live-Shows wie »Ein rätselhafter Schimmer« oder »Der Große Gatsby«, die Nippoldt seit einigen Jahren um seine Bücher herumgestrickt hat.
Das Weltraum-Thema soll ebenfalls zu einem Buch werden – doch nun kommt die Show zuerst. Auch diesmal sitzt Robert Nippoldt an seiner »Kreativkonsole« auf der Bühne – umgeben von Utensilien wie einer magnetischen Zaubertafel, Wachsmalstiften, kinetischem Sand und einem Knicklicht, das unversehens zum Laserschwert wird. Von dort aus führt er mit Hilfe eines Projektors Regie in seinem Zeichen- und Objekttheater und erzählt aus der Geschichte der Raumfahrt.
Und die beginnt schon im Jahr 150 nach Christus – mit dem griechischen Autor Lukianos von Samosata, der mit seiner Satire vom Sturm, der einen Mann bis auf den Mond katapultiert, eine der ersten Science-Fiction-Stories geschrieben hat. »Seitdem träumen die Menschen von Reisen zum Mond auf abenteuerlichste Weise – mittels Leiter, Bohnenranke, Kanone oder Rakete«, sagt Nippoldt, der von Kindheit an ebenfalls vom Universum und den Möglichkeiten seiner Erkundung fasziniert war. Er recherchierte in Büchern und Museen, plünderte Literatur und Popmusik und beschäftigte sich besonders intensiv mit dem dramatischen Wettstreit zwischen den USA und der Sowjetunion um die erste Mondlandung.
Wie im Trumpf-Quartett lässt er in der Show Amerikaner und Russen gegeneinander spielen: Wessen Rakete ist größer, wessen Weltraumspaziergang dauerte länger? »Es ist unendlich faszinierend, was in dieser Zeit geschaffen wurde, aber auch irrsinnig: 400.000 Leute haben an der ersten Mondlandung mitgearbeitet!«, so Nippoldt, »es ging ja ums große Ganze, auch politisch: Wer hat das erfolgreichere System? Dafür haben die USA sogar auf die Hilfe des deutschen Kriegsverbrechers Wernher von Braun zurückgegriffen.«
Politik trifft Popkultur, Science Fiction trifft Technikgeschichte, das alles trifft auf höchste Zeichenkunst – und das »Urknall Orchester« fechtet dazu ein musikalisches Duell aus. Zu hören ist ein Potpourri aus weltraum-melodischen Anspielungen sowie bekannten und unbekannten Space-Songs, viele davon umgedichtet und re-harmonisiert. Galaktisch!
»Paper Moon«: 18. Mai, Kreativ-Haus, Münster, 16. und 18. Januar 2026,
Friedenskapelle, Münster
»Ein rätselhafter Schimmer«: 26. Juni, Theater, Münster
»Der Große Gatsby«: 3. Juli, Forum Velbert, 5. Oktober, Theater Viersen,
28. Oktober, Volksbühne Witten