REZENSION ANDREAS WILINK
Über diesen Film könnte man auch sprechen als Studie amerikanischen Alltagsverhaltens zwischen West Virginia und North Carolina: dass den Leuten nichts über »Respekt« und persönliche »Freiheit« geht, wie sie an Bartresen hocken, wie sie wohnen, sich kleiden, welche Autos sie fahren, welche Jobs sie haben, was für Musik sie hören und dass sie wie ein Mann sentimental stehen, wenn »America the Beautiful« oder John Denvers »Take me home, country roads« gesungen werden. Das ist Steven Soderberghs Soziologie von »Erin Brockovich« bis »Magic Mike«. Es geht aber auch anders, um seine sehr amüsante, mit dem (Selbst-)Zitat nicht geizende Genre-Spielerei in ihrem Extra-dry-Humor zu erzählen.
Das lädierte Geschwister-Trio der Logans – der am Bein versehrte Gelegenheitsarbeiter und Ex-Minenkumpel Jimmy (Channing Tatum), der Arm-amputierte Irak-Veteran Clyde (Adam Driver) und die ebenfalls leicht unausbalancierte Mellie (Riley Keough) – ist das klassenversetzte Gegenmodell zum »Ocean’s Eleven«-Team: sehr viel weniger glamourös und smart, aber nicht minder clever, auch wenn es nicht danach aussieht und auf den Logans der Fluch des Misslingens zu liegen scheint. Während des Rennens einer populären Autoshow planen die Ausgebufften mit Hilfe des hinter Gittern sitzenden Bruch-
Spezialisten Joe Bang (Daniel Craig) und dessen zwei Brüdern, die Tageseinnahmen einzusacken, die per Rohrpost unterirdisch in einem Tresor des Stadions landen. Dafür müssen etliche Meilen runtergerissen, zwei Gefängnis-Insassen zeitweilig befreit und einige Systeme ausgeschaltet werden, deren Details man besser nicht nennt noch überprüft. Der Clou ist, dass Jimmy Logan den Coup mit einer Robin-Hood-Geste schmückt und alle Spuren beseitigt hat, was aber nun gerade die FBI-Agentin (Hilary Swank) misstrauisch macht. Aber an der Theke beim Bier werden alle gleich.
»Logan Lucky«; Regie: Steven Soderbergh; USA 2017; 118 Min.; Start: 14. September 2017.