Als Peter Busmann und Godfrid Haberer das Museum Ludwig in Köln planten, galt ihr Bau mit seinen Sheddächern als durchaus experimentell. So sehr, dass sie in einem 1:1-Modell erst die Beleuchtung der geplanten Ausstellungsräume erproben wollten. So entstand die Simultanhalle auf einem ehemaligen Schulhof in Köln-Volkhoven – ein Provisorium, das nun seit 40 Jahren steht und längst selbst ein Kunstort ist. Aber bald verschwinden könnte.
Ein Haus als Test? Als 1:1-Modell für ein anderes? Ungewöhnlich ist das nicht. »Mock-up« nennen das Architekt*innen im Fachjargon. Und trotzdem ist die Simultanhalle in Köln etwas Besonderes: Denn während oft Fassadenteile oder Materialien im Vorfeld eines großen Bauprojekts getestet werden, baute man mit ihr 1979 ein ganzes Haus. Ein Dauerprovisorium, dessen Potenzial Anfang der 80er Jahre die Künstlerin Eva Jansková erkannte und den schon damals geplanten Abriss verhinderte. Sie begann, die Simultanhalle in einem Kunstort zu verwandeln. 1986 – zeitgleich mit der Eröffnung des Museum Ludwig – eröffnete der Künstler Ulrich Tillmann dann hier das fiktive Klaus Peter Schnüttger-Webs-Museum. Die Simultanhalle wurde endgültig berühmt und fortan für Ausstellungen genutzt.
Bis 2017: Vier Jahre sind nun vergangen, seitdem die Stadt das Gebäude wegen gefährlicher Baufälligkeit schloss. Fast 40 Jahre nach ihrer Errichtung war das kaum überraschend, denn auf eine dauerhafte Nutzung war sie sie ja nie ausgerichtet. Bis auf den Originalboden und die relativ solide Ausführung des Daches besteht die Halle nur aus Holz. Und trotzdem sorgten Künstler*innen, ein Kuratorium und Förderverein dafür, dass der Ausstellungsbetrieb weiterging – auf dem Gelände rundherum. Sie wollen die Halle erhalten. Die Stadt jedoch spricht von Sanierungskosten um 200.000 Euro, die sie nicht aufbringen kann oder will. Eine besondere bau- oder stadtgeschichtliche Bedeutung sieht sie in dem Provisorium nicht. Als bauhistorisches Anschauungsstück gebe es schließlich das bestehende Museum Ludwig. Und selbst der Architekt Godfrid Haberer habe einen Abriss nicht infrage gestellt: Er teile »die Einschätzung der Stadt gegenüber einer Sanierung«, wie es von Robert Baumanns vom Presseamt der Stadt Köln auf Anfrage heißt.
Andererseits erkennt die Stadt die herausragende Bedeutung des Areals als Ort für Kunst und Kultur durchaus an. Seit Jahrzehnten wird der Simultanhallen Köln-Volkhoven e.V. durch das Kulturamt gefördert. Die Stadt plant allerdings, das Gelände im Erbbaurecht an einen Investor zu vergeben. Gebunden an die Vorgabe, die Nutzung als Kunstort weiter zu gewährleisten und zu entwickeln. Wirtschaftlich interessant soll das dadurch möglich werden, dass der Erbbauzins niedrig ist und bauliche Maßnahmen öffentlich gefördert werden. Ateliers könnten entstehen, ein gemeinschaftlich von Künstler*innen genutztes Lager und: eine neue Halle für Konzerte und Kunst, Theater und Film. Der Förderverein kämpft dennoch weiter für den Erhalt und hat eine Petition zur Rettung online gestellt. Es geht auch um den Charme des Provisorischen. Ob das reicht? Wohl nur, wenn ein finanzstarker Förderer auftaucht. Und neues Leben in der alten Simultanhalle ermöglicht.