Für unseren Schwerpunkt zum Thema Zeit hat sich Volker K. Belghaus mit dem Naheliegenden beschäftigt: der Zeitmaschine.
Zeitreisen sind tückisch. Man sollte in der Vergangenheit am besten nichts anfassen. Sonst schlägt das »Großvater-Paradoxon« gnadenlos zu. Merke – alles, was man in der Vergangenheit verändert, hat direkte Auswirkungen auf die Zukunft. Reiste man zurück, um seinen Großvater umzubringen, wäre das nicht möglich, da man ohne seinen Ahnen selber nicht in dessen Zukunft existieren würde. Oder anders – die Person, die freudig mit den Worten »Ich habe Adolf Hitler umgebracht!« aus der Zeitmaschine klettert, muss mit der Frage »Wen?« rechnen.
Natürlich existieren solche Maschinen bis heute nicht, allenfalls in der Literatur und im Film. Deren Design entspricht meist dem Stil jener Zeiten, in der sie von den Autoren erdacht wurden. 1895 schrieb H.G. Wells seinen Klassiker »Die Zeitmaschine«, der 1960 mit Rod Taylor und 2002 mit Guy Pearce verfilmt wurde. Deren Exemplar atmet den Geist der Industrialisierung und war entsprechend ganz »Maschine«. Ein Sessel mit einer rotierenden Scheibe hinter der Lehne, davor ein analoges Zählwerk, wie man es von Schiffsbrücken kennt. Dazu mehrere Schalthebel mit Knäufen aus Kristall – das Gerät ist bis heute stilbildend für die Steampunk-Bewegung. Vorteil, der Zeitreisende hatte freie Sicht nach außen, es bildete sich eine Blase um die Maschine, und er konnte sehen, wie sich Jahreszeiten, Gebäude und Moden im Zeitraffer veränderten.
Ähnlich ist es in den »Terminator«-Filmen, wo sich unter Blitzen eine spiegelnde Kugel materialisiert, die in Scherben zerfällt, und einen nackten Kampfroboter freigibt, der aussieht wie Arnold Schwarzenegger. Diese Methode der Zeitreise ist etwas rüpelig, weil man sich danach in zwielichtigen Spelunken etwas zum Anziehen besorgen muss: »Ich brauche dein Motorrad, deine Kleidung und deine Sonnenbrille!«
Weit eleganter ist die Zeitmaschine, mit der Marty McFly und Doc Emmett Brown »Zurück in die Zukunft« reisten – ein silberner »DeLorean DMC-12«. Der lässige Sportwagen wurde vom italienischen Designer Giorgio Giugiaro für den irischen Autobauer entworfen. Durch die Flügeltüren und das bullige Heck war er futuristisch genug, um als Zeitmaschine durchzugehen, die im Inneren von einer Armada aus LCD-Uhren navigiert wurde. Der britische Serienheld »Dr. Who« reist hingegen mit einer Telefonzelle durch die Jahrhunderte; im Teenager-Klamauk »Bill und Teds verrückte Reise durch die Zeit« nutzt ein sehr junger Keanu Reeves ebenfalls eine solche Kabine.
Blöd nur, dass in der jeweiligen Zukunft dieser Filme, die unsere Gegenwart ist, solche Dinge nicht mehr existieren. Das Problem wird auch Superman haben, der in Metropolis auch keine Telefonzelle mehr finden wird, um sich zu verwandeln. Erst wenn Forscher irgendwann die Physik von Zeitreisen kapiert haben, sollte man sich Gedanken über das Design der Maschine machen. Vielleicht irgendwas Schickes, Glänzendes und – jawohl – Zeitloses, dass in der Zukunft guten Eindruck hinterlässt. Oder man bleibt so sympathisch-simpel wie Michael Bully Herbig in »(T)Raumschiff Surprise«. Dessen Zeitmaschine ist ein durchgesessenes Sofa mit wackelkontaktiger Steuereinheit. Elegant ist anders, aber schließlich will man es bei der anstrengenden Zeitreiserei ja auch gemütlich haben.