Glück
gehabt – bisher ist das bekannteste Spielzeug der 80er Jahre um
eine effektgewitternde Realverfilmung herumgekommen. Anders als die
Spielzeugauto-Schlachten »Transformers« und Actionfigur-Ballereien
»G.I. Joe« der Firma Hasbro wurde der Zauberwürfel noch nicht für
das Kino dramatisiert. 170 Minuten entnervten Umherdrehens in
Dolby-3D wäre auch etwas anstrengend, könnte im Rahmen eines
arte-Themenabends aber ganz hübsch sein.
Erfunden
hat den legendären Zauberwürfel Ernő
Rubik
im Jahr 1974. Der ungarische Architekt und Bauingenieur wollte
eigentlich ein dreidimensionales Geduldsspiel für seine Studenten
entwickeln, um deren mangelndes, räumliches Denken zu fördern und
trainieren. Den ersten Zauberwürfel baute Rubik aus 27 quadratischen
Holzblöcken, die mit Gummibändern verbunden waren. Diese sollten
für die Bewegung der Elemente sorgen, aber dummerweise schnell
rissen. Ein sternförmiges Mittelstück aus drei sich kreuzenden
Achsen sorgte für Abhilfe; so konnten die kleinen Würfel um das
Zentrum herum verschoben werden. Rubik beklebte die sechs Außenseiten
mit farbigen Papier, begriff aber erst später, was er da konstruiert
hatte. Ware der Würfel erstmal verdreht, hatte man Probleme, diesen
wieder zum ursprünglichen Zustand zurückzubewegen. »Es war wie ein
Geheimcode, den ich selbst erfunden hatte, aber nicht mehr
entschlüsseln konnte« sagte Rubik später. 1976 meldete er das
Patent in Ungarn an, 1977 erreichte »Rubik’s Cube« den Westen und
stieß zuerst bei Wissenschaftlern auf Interesse, bevor er zwei Jahre
später auf der Nürnberger Spielwarenmesse vorgestellt wurde.
Der Zauberwürfel formte fortan den Charakter der Heranwachsenden – die einen zogen sich in die klösterliche Stille der Kinderzimmer zurück, um stoisch hinter das Geheimnis des Würfels zu kommen, die anderen wurden bereits nach drei Umdrehungen zu ungeduldig-eskalierenden Mini-Kinskis. Wer es auf dem Schulhof schaffte, den Würfel möglichst schnell und lässig zu lösen, landete entweder bei Julia aus der 8B oder später bei »Wetten, dass..?«, wo er vier Minuten dafür Zeit hatte; natürlich blind und unter Wasser.
Durch
seine markante Farbigkeit ist der Zauberwürfel ein Klassiker der
80er-Ikonografie. Sobald eine Retro-Show über die Bühne geht, kann
man sich sicher sein, ihn irgendwo in der Kulisse zu entdecken.
Findet man den batterielosen Zauberwürfel zu Hause zufällig wieder,
ist er direkt spielbar – im Gegensatz zu den mutwillig zu Tode
ignorierten Trend-Tamagotchis, deren Piepsen längst verstummt ist.
Neben dem Würfel haben sich Nachahmer in Form von Pyramiden, Tetraedern und Ikosaedern etabliert. Nichts für Giovanni Contardi – der Cube-Artist und Weltrekordhalter im Speed-Cubing macht aus Rubiks Würfeln Kunst. Er dreht deren Farbflächen so zurecht, dass sie nebeneinander und aus der Distanz zu pixelhaften Porträts von Amy Winehouse, oder Freddy Mercury werden.