TEXT: INGO JUKNAT
Und ewig winkt die Katze. Zumindest hier, in Düsseldorfs Little Tokyo, auf der Immermannstraße. In jedem zweiten Schaufenster steht Maneki-Neko, die Plastikkatze, und begrüßt die Gäste mit erhobener Pfote. Auch die japanischen Geschäftsreisenden, die im Hotel Nikko einchecken. Ausgerechnet hier zieht im Herbst der Pop ein. Genauer gesagt, das New Fall Festival. Im Ballsaal des Edelhotels finden spezielle »Late Night Shows« statt. Sie ergänzen das Festivalprogramm am Wochenende. Alle anderen Konzerte finden, wie in den vergangenen Jahren, in der Tonhalle und im Robert-Schumann-Saal statt.
Besondere Künstler an besonderen Orten – am Grundkonzept der Veranstaltung hat sich nichts geändert. Das New Fall Festival will Bands und ihr Publikum aus der Mehrzweckhalle befreien. Damit ist die Veranstaltung Teil eines größeren Trends, Pop-Konzerte zu individualisieren und besondere Erlebnisse zu bieten. Das ist auch nötig. Nie tourten Bands inflationärer als heute, nie gab es mehr Festivals. Wer sich nichts einfallen lässt, gerät schnell unter die Räder, wie das Beispiel des jüngst eingestampften »Area 4«-Festivals in Lüdinghausen zeigt.
Das New Fall Festival versucht, sich gleich mehrfach hervorzuheben. Da sind zunächst die Konzerthäuser: die elegante Tonhalle am Rhein, der holzvertäfelte Robert-Schumann-Saal sowie die neue Japan-Kulisse. Noch wichtiger sind natürlich die Künstler. Eine Mischung aus internationalen Stars und Geheimtipps steht auf dem Programm. Dass ›besondere‹ Künstler nicht unbedingt ›selten gesehene‹ bedeutet, kann man am Line-up 2013 nachvollziehen. Nicht alle Auftritte sind Raritäten. Bands wie Tocotronic oder Friska Viljor stehen für intelligenten Pop, touren aber auch ausgiebig.
Da wirken andere Programmpunkte origineller. Allen voran der Auftritt des französischen Musikers und Regisseurs Woodkid, der in der Tonhalle gemeinsam mit dem Düsseldorfer Jugendsinfonieorchester spielt, eine einmalige Kombination. Selten gesehen ist auch die gerade mal 17-jährige Birdy aus London, die sich im Robert-Schumann-Saal hinter den Flügel setzt.
Dass man für ungewöhnliche Acts nicht immer nach England linsen muss, zeigt der NRW-Showcase im Hotel Nikko. Hier präsentieren sich drei der aktuell besten Bands des Landes. Roosevelt ist das Solo-Projekt von Beat!Beat!Beat!-Sänger Marius Lauber. Sein tanzbarer Elektropop hat internationales Format und landete jüngst – nicht zufällig – auf Pitchfork und nme.com, zwei der renommiertesten Musikseiten im Netz. Auch die Kölner Kollegen von Vimes haben internationale Erfahrung. Dieses Jahr spielten sie unter anderem auf dem SXSW-Festival in Texas und auf der Canadian Music Week in Toronto. Bleiben noch die Grandbrothers, ein Köln-Düsseldorfer Duo, das sich auf experimentelle Klavierkünstler wie Steve Reich oder Terry Riley bezieht. Ein ziemlich hoher Anspruch, dem die Grandbrothers im Hotel Nikko gerecht werden wollen.
New Fall Festival, Düsseldorf, 30. Oktober bis 3. November 2013. www.new-fall-festival.de
K.WEST präsentiert: NRW-Showcase mit Roosevelt, Vimes und Grandbrothers, 2. November, Hotel Nikko