Sei es Pizza, Pasta oder dolce vita: Italien ist immer noch eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen. Der Kölner Autor, Musiker und ehemalige Produzent der TV-Sendung »Fast Forward« Eric Pfeil ist dabei keine Ausnahme und hat schon als Kind den Sehnsuchtsort von Albrecht Dürer, Goethe und Rudi Schuricke kennengelernt. In seinem Reiseführer »Azzurro. Mit 100 Songs durch Italien« stellt er allerdings keine Orte, Sehenswürdigkeiten oder Attraktionen vor, sondern fährt mit offenen Verdeck durch die Kulturgeschichte der canzone italiana. Dabei sind die amüsanten Texte gespickt mit Anekdoten, Kulturgeschichte der einzelnen Regionen Italiens oder eben auch des gesellschaftlichen Klimas der jeweiligen Zeit.
Das italienische Liedgut ist dabei viel mehr als nur eine Schnulzenballade oder Songs für den Strand. Seien es die empowernden Stücke von Gianna Nannini, die über Abtreibung und Selbstbefriedigung sang oder aber auch der Geist von Nationalheld und Pate des italienischen Liedguts Adriano Celentano, der die canzone in der ganzen Welt populär machte. Auch wenn Eric Pfeil ein durchaus begnadeter Musikkritiker ist, bleiben seine Erzählungen anhand der einzelnen Songs nie an der Songstruktur oder ähnlichen Besserwissereien hängen, sondern berichten lieber von der CDU-Reise mit Wolfgang Bosbach und Ausflügen mit den Sozi-Eltern in den Süden. Dazu geht es um den mysteriösen Todesfall des italienischen Regisseurs und Dichters Pier Paolo Pasolini. Die Lektüre ist nicht nur thematisch für den Urlaub gemacht, sondern auch zeitlich, damit die Lesenden in aller Ruhe all die Querverweise mit Filmzitaten von Fellini oder Bertolucci nachrecherchieren und sich durch die Playlist hören können. Es gibt wohl kein besseres Buch für den Italienurlaub.
Eric Pfeil: Azzurro. Mit 100 Songs durch Italien, Kiepenheuer und Witsch, 368 Seiten, 14 Euro