Flaschko, so heißt die menschliche Ausnahme von der physikalischen Regel, dass sich Wärme in Arbeit umwandeln lässt. Flaschko verbringt den Tag in seiner elektrischen Heizdecke. In einem kinnhohen Kokon, aus dem ein Haarschopf und eine schmale, spitz zulaufende Nase herausschauen, die der Wiener Humorist Nicolas Mahler auf einen ebenso dünnen Hals montiert hat. Der Aktionsradius dieser Couchkartoffel ist exakt so groß wie das Stromkabel, das die Heizdecke mit der Steckdose verbindet – und das reicht nur bis zum Sessel vor dem immer eingeschalteten Fernseher. Es gäbe für Flaschko also keinen Grund, sich zu rühren, wenn nicht die Mutter wäre, eine energische, verbaut breithüftige Alte mit »Haushaltsblick«, das Prinzip Bewegung, das es in Mahlers Comic-Strips immer wieder neu außer Kraft zu setzen gilt. Das geht so: »Ich bin zu einem Fest eingeladen, Flaschko!«, »Ich dachte, deine Freundinnen sind alle schon bettlägerig, Mutter«, »Du hast recht, es ist eine Beerdigung.«
Mit wenigen Strichen setzt Mahler, einer der wenigen internationalen Stars unter den Zeichnern, dessen Bücher auch auf Französisch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Tschechisch, Polnisch und Norwegisch zu haben sind, seine Sitzmelodramen in Szene. Ein jedes erzielt mit einem Minimum an Aufwand ein Maximum an Pointe. Mahler könnte auch mit Schablonen arbeiten, denn (…)
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Nicolas Mahler: »Flaschko. Der Mann in der Heizdecke« Edition Moderne, Zürich 2016, 224 Seiten, 29 Euro
Premiere der Bühnenfassung von »Flaschko – der Mann in der Heizdecke« am 4. Februar im Theater im Bauturm in Köln; Gespräch mit Denis Scheck ebendort am 6. Februar.