Westfalen wird wieder zum Tatort der schlimmsten Verbrechen: Bei Europas größtem Krimifestival »Mord am Hellweg« kommen alle zwei Jahre die neuesten Fälle aus der Krimi-Literatur auf die Lesebühnen zwischen Lippstadt und Gelsenkirchen. Vom 14. September bis 8. November sind Autor*innen aus der ganzen Welt zu Gast in der Region – und lesen an oft ungewöhnlichen Orten entlang der alten Handelsstraße. Vom Colani-Ei in Lünen bis zur Sauna in Bönen.
Wenn die österreichische Thriller-Königin Ursula Poznanski in einem Fröndenberger Pfarrzentrum das Gruseln lehrt, Bestseller-Autorin Eva Almstädt ihren neuesten Titel in der Kurhalle Bad Westerkotten vorstellt und Jan Beck seine Ermittler »Björk und Brand« in einer Bergkamener Trauerhalle lesend lebendig werden lässt – dann ist wieder »Mord am Hellweg«.
Auf dem Festival-Programm stehen diesmal rund 150 Lesungen in vielen Städten entlang des mittelalterlichen Handelsweges. Ben Aaronovitch, britischer Experte für Fantasy-Krimis, Nele Neuhaus aus Münster, der Schwede Håkan Nesser, »Babylon Berlin«-Autor Volker Kutscher oder der frankophile Schotte Martin Walker – sie alle bringen seitenweise Mord und Totschlag nach Westfalen.
Dabei erleben die Festival-Gäste nicht nur ein Best Of des Bösen, sondern lernen dabei spannende Orte in der Region kennen: Die Lesungen führen unter anderem in ein noch nicht fertig gebautes Kamener Schwimmbad, ins futuristische Lünener »Colani-Ei«, einen Förderturm oder in gar in eine Sauna in Bönen sowie auf einen ehemaligen Schrottplatz in Dortmund.
Im Iserlohner Goldsaal lässt eine Kriminacht die 1920er-Jahre aufleben: Christof Weigold, Anne Stern und Sylvia Frank lesen aus ihren Romanen, die allesamt in den mörderischen Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts spielen; dazu gibt es Musik vom Bohème Ensemble (31. Oktober).
Beim »Klima Thrill« (20. Oktober) in der Ökologiestation Bergkamen zeigen Thilo Winter, Tibor Rode und Wolf Harlander, dass Umweltkatastrophen und Klimakrise längst auch im Krimi-Genre angekommen sind. Am 12. Oktober lockt die »Skandinavische Nacht« Freunde nordischer Thriller nach Bad Sassendorf, während zeitgleich in der Gelsenkirchener Zeche Consol die »Italienische Nacht« läuft. Eröffnet wird das Festival am 14. September mit einem »Circus Criminale« im Unnaer Circus Travados. Dort präsentiert unter anderem der Niederländer Charles den Tex seinen aktuellen Thriller, weitere Hochspannung steuert die Wissenschaftsshow »Die Physikanten« und Akrobatik bei.
Fulminanter Abschluss: Die US-amerikanisch-schweizerische Autorin Donna Leon nimmt am 8. Dezember in Unna den mit 11.111 Euro dotieren »Ripper Award« entgegen, den Europäischen Preis für Kriminalliteratur – für »ihre lebendige und zeitgemäße Weiterentwicklung der Kriminalliteratur«.
Einen besonderen Fokus legen die Festivalmacher von der Stadt Unna und dem Westfälischen Literaturbüro in diesem Jahr auf die weibliche Perspektive: »Morden Frauen besser?«, fragt eine gleichnamige Sonderlesungsreihe – und rückt Frauen als Autorinnen ebenso in den Blick wie die Frauenrollen und -bilder im Spannungsgenre.
Tatsächlich kommt auch der erste deutsche Krimi von einer Frau – und aus Westfalen: Annette von Droste-Hülshoffs Erzählung »Die Judenbuche«. Schauspielerin Marie-Luise Marjan liest daraus in der Reihe »Verbrechen in Westfalen!«, in der sich vorrangig regionale Krimiautoren präsentieren.
Zum Festival erscheint auch wieder eine neue Krimianthologie »Verbrechen nebenan«. Der Band versammelt eigens fürs Festival entstandene Kurz-Krimis deutschsprachiger Autoren, die allesamt in Westfalen spielen und mindestens einen Mord vorweisen. So ersann Erwin Kohl eine Story über »Die toten Damen von Kamen«, während Frank Goldammer eine »Vergeltung in Hagen« und Zoe Beck »Schmutzige Deals in Hamm« beschreibt.
»Mord am Hellweg«
14. September bis 8. November