In der US-amerikanischen Verfassung ist das Streben nach Glück fest verankert. Alle Bürger*innen der Vereinigten Staaten haben das verbriefte Recht, im Rahmen der entsprechenden Grenzen dem Glück nachzujagen. Das ist natürlich keine Garantie, dass am Ende alle glücklich werden. Man könnte im Gegenteil sogar vermuten, dass dieses Recht ein Rezept ist, möglichst viele Menschen unglücklich zu machen. Glück ist schließlich etwas sehr Subjektives, und das Streben nach Glück hat immer auch eine egoistische Komponente. Wer um jeden Preis glücklich werden will, gerät leicht mit der Welt in Konflikt.
Gastspiele zum Thema »Glück«
Dieser Auseinandersetzung widmet sich das traditionelle Theatertreffen, das vom 7. bis 27. März im Rahmen der diesjährigen Duisburger Akzente stattfindet. Deren Motto »Glück« spiegelt sich in einer Auswahl von Gastspielen und Eigenproduktionen wieder, die anders als in den Jahren zuvor den Fokus ganz auf die einzelnen Figuren, die individuellen Biografien, legen. Nachdem das Theatertreffen zuletzt meist dezidiert politische Positionen eingenommen und kritisch hinterfragt hat, stehen nun private Liebes- und (Miss)Erfolgsgeschichten im Vordergrund. Wie schon 2019 eröffnet auch in diesem Jahr eine Produktion von SPIELTRIEB, dem Jungen Ensemble im Theater Duisburg, das Festival. Eva Zitta inszeniert dann Martin Heckmanns’ »Einer und Eine« (am 7., 9., 19. und 27. März).
Manchmal kann eine ganz alltägliche Begegnung alles verändern. Greta und Jakob treffen im Supermarkt zusammen und sehen sich einen Moment zu lange in die Augen. Schon ist es um die beiden Skeptiker geschehen. Sie verlieben sich und finden tatsächlich das Glück, an das sie beide nicht mehr geglaubt haben. Doch das macht sie auch misstrauisch. Sie zweifeln an sich ebenso wie an ihrer Beziehung. Also stellt Martin Heckmann ihnen noch zwei weitere Figuren an die Seite, Verkörperungen ihrer eigenen Dämonen, die Gretas und Jakobs Entscheidungen fortwährend kommentieren und neue Zweifel säen. Damit weitet sich zugleich auch die Perspektive des Stücks. Mit ihren Dämonen dringt die Außenwelt in das fragile Liebesglück der Zwei ein und sabotiert es nach Kräften.
»Panikherz« auf der Bühne
Benjamin von Stuckrad-Barre hat das Glück vor allem im Ruhm gesucht. Wie kaum ein anderer deutscher Popliterat hatte er es in den 90ern verstanden, sich ins Rampenlicht zu stellen. Doch dem kometenhaften Aufstieg folgte ein ebenso rasanter Absturz in Depressionen und Drogensucht, von dem er in »Panikherz« erzählt. Oliver Reese hat seinen autobiografischen Roman am Berliner Ensemble für die Bühne adaptiert und in eine von vielen Songs begleitete Revue verwandelt, die am 14. und 15. März in Duisburg zu sehen ist.
Etwas von einer Revue hat auch Friederike Hellers am Staatsschauspiel Dresden entstandene Inszenierung von William Shakespeares »Ein Sommernachtstraum« (21. und 22. März). Die Regisseurin setzt vor allem auf die komödiantisch-drastischen Seiten des Klassikers, lässt aber auch die düsteren Seiten des Liebesreigens aufscheinen. Wie die Protagonisten des »Sommernachtstraums« verliert auch Katie, die Protagonistin von Jack Thornes Monologstück »Bunny« (20. und 25. März), die Kontrolle. Ein eigentlich harmloser Zusammenstoß ihres Freundes mit einem Radfahrer eskaliert und bringt die 18-Jährige in eine bedrohliche Situation. In Matthias Matz’ Inszenierung, der zweiten SPIELTRIEB-Produktion beim Festival, ist es Katies Streben nach Abenteuern und Aufregung, die Risse in der Gesellschaft offenbaren. SAW
41. Duisburger Akzente, 7. März – 27. März, Theater Duisburg