Zwei prominente Museumsgebäude, beide mit Backsteinfassade, beide von Trägern des oft als »Architektur-Oscar« bezeichneten Pritzker-Preises geplant. Und zwei gänzlich unterschiedliche Arten mit Bestandsgebäuden umzugehen – gemeint sind das Marta in Herford und Kolumba in Köln.
Peter Zumthors Kolumba in Köln
Nun ist es nicht besonders originell, elf Jahre nach Fertigstellung von Peter Zumthors Museumsbau ein weiteres Loblied anzustimmen. Die elegante Kubatur, die handwerkliche Meisterschaft des teilweise durchbrochenen Mauerwerks, die eigens für das Gebäude entwickelten Kolumba-Ziegel, die Präzision bis zu Details wie den Türgriffen – das alles wurde schon ausführlich gepriesen. Die historische Schichtung der Architektur, die der Schweizer sichtbar macht, in dem er auf den Überresten der im Zweiten Weltkrieg zerstörten gotischen Kirche aufbaut und auch die 1947 von Gottfried Böhm – ein weiterer Pritzker-Preisträger – geschaffene Kapelle »Maria in den Trümmern« einbezieht, hat aber nun mal eine herausragende Qualität. Zumal sich in ihr ein wesentlicher kuratorischer Ansatz der Diözese-Sammlung widerspiegelt.
Frank O. Gehrys Marta in Herford
Dem entgegen steht der Amerikaner Frank O. Gehry, der es mit handwerklicher Präzision nicht so hat. Sein Backstein ist beim 2005 eröffneten Marta nur dem Beton vorgeblendet – angeblich als Bezug zur örtlichen Bautradition, »entsprungen einem unausrottbaren Irrtum, in Westfalen habe es niemals Putzbauten gegeben«, wie es damals in der Deutschen Bauzeitung hieß. Auf Straßenniveau kommen die windschiefen Tonnen des Gebäudes unangenehm klumpig daher, erst in der Luftaufname im Zusammenspiel mit den glänzenden Edelstahldächern zeigen sich die tanzenden Formen. Schade, dass das kaum ein Besucher wahrnehmen kann.
Aber Halt! Soll es hier nicht um Bauen im Bestand gehen? Ja, da gibt es auch in Herford etwas. Ein von Walter Helmut Lippold in den 50er Jahren entworfener schlicht-eleganter Bau für einen Möbelhersteller. Anders als Zumthor, der seinen Entwurf von Kirche und Kapelle her denkt, wusste Gehry aber mit dem Bestandsgebäude nichts anzufangen. Er gibt sich sogar alle Mühe, die denkmalgeschütze Nachkriegsmoderne zu verstecken und türmt nicht nur seine aufdringlichen Backstein-Tonnen davor, sondern klebt auch noch ein riesiges Blechdisplay dazwischen. Durch den ausgestanzten Namen des Museums kann gerade noch der Altbau erahnt werden. Der Anschluss zwischen Alt und Neu ist das Eingeständnis architektonischen Desinteresses: Gehry pappt seine selbstverliebte Architektur einfach mit einer Glasfuge an den Lippold-Bau. Das sieht aus wie ein großer Wintergarten aus dem Baumarkt-Prospekt. Immerhin kommt dadurch wenigstens mal etwas Licht in den ansonsten drückend-dunklen Raum des Foyers. Und ist es nicht erschreckend, dass sich die Räume einer ehemaligen Möbelfabrik besser für die Präsentation der Sammlung von Karl Kerber eignen, als die neugebauten Museumsräume?
Herford wollte man mit dem Marta ein bisschen Bilbao-Effekt haben. War dazu Gehrys Dekonstruktivismus unerlässlich? Wahrscheinlich nicht, aber wenigstens entstand so in Ostwestfalen zusammen mit dem Energie-Forum und dem »Ronald McDonald Haus« in Bad Oeynhausen eine veritable Gehry-Ausstellung, die den einen oder anderen Architekturtouristen anlocken dürfte. Wer es weniger laut und aufdringlich mag, fährt lieber nach Köln, wo die konzentrierten Ruhe von Peter Zumthors Architektur der Kunst Raum gibt.