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Grad Celsius zeigte das Thermometer bei der Eröffnungsfeier der Ruhr.2010 auf Zollverein. Pünktlich zum Beginn des Kulturhauptstadtjahres am 09.01.2010 hatte das Tief Daisy das Ruhrgebiet in den Griff genommen und legte es nun unter eine dichte Schneedecke. Die 1200 geladenen Gäste, die auf einer eigens errichteten Tribüne im Freien der Eröffnungs-Show beiwohnten, wurden in Plastik-Capes in den Farben rot, blau und grün gesteckt und sahen zwergengleich unter Kapuzen steckend zu, wie der Schnee auf ihren Knien wuchs. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers trugen Pelz- und Schildmützen, nur die Ruhr.2010-Geschäftsführer Fritz Pleitgen und Oliver Scheytt zeigten sich als echte Ruhris barhäuptig. Am Ende des Tages waren 200.000 Menschen durch die Winterlandschaft Zollverein gestapft.
0,4
Prozent des bundesdeutschen Bruttoinlands-produkts fließt jährlich in die Kultur. Relativ zu den Gesamtausgaben der öffentlichen Haus-halte betragen die Kulturausgaben in Deutschland 1,7 Prozent, absolut sind dies etwa 9,5 Milliarden Euro für Kunst- und Kulturförderung, mithin rund 130 Euro pro Kopf pro Jahr. Nach der jüngst von der Landesregierung beschlossenen Kürzung sinkt der Anteil des Kulturetats am Landeshaushalt NRW von 3,4 auf drei Promille. In der Saison 2009/2010 wurden 25.911.000 Theaterbesuche in Deutsch-land gezählt sowie 47.582.000 Besuche in historischen, archäologischen, kulturhistorischen und Kunst-Museen.
2
rohe Eier trinkt Götz George in der Anfangsszene des 1981 ausgestrahlten Tatorts »Duisburg Ruhrort« aus einem Glas, weil sich in der Wohnung keine saubere Pfanne mehr findet. Es war Georges erster Auftritt als Kommissar Horst Schimanski, 44 weitere und zwei Kinofilme sollten bis heute folgen. Im Berli-ner Filmmuseum ist ein Personalausweis ausgestellt, nach dem Schimanski am 11. August 1947 in Duisburg geboren wurde, während sein Darsteller Jahrgang 1938 ist. So oder so, seit 2012 ist Schimanski im Rentenalter.
3
Grad neigt sich Richard Serras Landmarke »Bramme« auf der Schurenbachhalde nach Süden. Das 1998 aufgestellte Kunstwerk, ein 13 Zentimeter dicker, gut vier Meter breiter und knapp 15 Meter hoher Walzstahlquader, ist auf dem Plateau der 50 Meter hohen Abraumhalde an der Stadtgrenze Essen-Gelsenkirchen auch von weither gut zu sehen. Doch während sich, hervorgerufen durch den Bergbau, für das Stadtgebiet von Gelsenkirchen im Laufe der Jahrzehnte eine Nettoabsenkung des Geländes von etwa 5,20 Meter verzeichnen lässt, ist die Neigung der Serra’schen »Bramme« künst-lerische Absicht.
6
6 Stunden Musik, verteilt auf zwei Tage: Am 9. April 2011 schrieb die Oper Köln Musikgeschichte mit der Aufführung von Karlheinz Stockhausens »Sonntag aus Licht« aus einem siebenteiligen Zyklus von insgesamt 29 Stunden Dauer. Ein Werk der Superlative und eine superbe Aufführung, visualisiert von La Fura dels Baus, interpretiert von der musikFabrik unter Peter Rundel sowie Chor und Solisten. »Mit diesen überaus sinnlichen Darbietungen gelang ein bleibendes Spektakel, was auch von kulturpolitischer Bedeutung ist«, urteilte die Neue Zürcher Zeitung.
90
Sekunden dauert eine einfache Fahrt auf der Rolltreppe des Ruhr Museums in Essen, die mit 68 Metern die angeblich längste frei stehende in Deutschland sein soll. Sie ist plexiglasüberdacht und führt von außen auf die Eingangsebene des Museums in 24 Metern Höhe. Entworfen hat sie der niederländische Architekt Rem Koolhaas, der für die orangegelbe Doppel-Rampe, die er vor die denkmalgeschützte Fassade der ehemaligen Kohlenwäsche gesetzt hat, zeitweilig heftige Kritik einstecken musste. Bleibt die Rolltreppe stehen, dauert der Aufstieg etwas länger.
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Fichtenstämme, zeltförmig konstruiert, bilden das Innere der Bruder-Klaus-Feldkapelle, die der Schweizer Architekt Peter Zumthor in Mechernich-Wachendorf in der Eifel gebaut hat: im Auftrag der Landwirte Trudel und Hermann-Josef Scheidtweiler und gewidmet dem Heiligen Nikolaus von Flüe. Die von Stampfbeton ummantelte Kapelle über fünfeckigem Grundriss, deren Boden aus Zinnblei besteht, wurde 2007 geweiht. Nach oben hin offen, lässt sich aus ihr in den Himmel blicken, dessen Licht und Niederschläge zurück in den Raum fallen.
450
Gramm Blattgold zieren die leuchtenden Buchstaben auf dem Dortmunder U. Schickes Bling-Bling für das Kreativitätswirtschaftszentrum und Leuchtturm in der westfälischen Wüste, der zudem von Adolf Winkelmanns »Fliegenden Bildern« umflackert wird. Zugleich steht das Gold für die hauptstadtflughafengleich gestiegenen Kosten des ehemaligen Brauereigebäudes, die einmal mit 46 Mio. Euro veranschlagt waren, mittlerweile aber bei über 80 Mio. liegen.
1.000
Mal im Jahr muss der Heinrich-Böll-Platz über der Kölner Philharmonie abgesperrt werden, um die Akustik bei Proben und Konzerten nicht zu gefährden. Jährliche Kosten: 100.000 Euro. Der Bund der Steuerzahler hält das für Verschwendung und hat den Vorgang 2009 in sein Schwarzbuch aufgenommen. Er schlägt eine Schallisolierung des Hauses vor, die sich nach 30 Jahren amortisiert hätte.
35.000
DM bekam Gerhard Richter 1978 für sein »Wolkenbild«, 26 Jahre lang hing die Auftrags-arbeit unbeachtet im Düsseldorfer Landesamt für Statistik. 2004 wurde sie als Dauerleihgabe in die Kunstsammlung NRW überführt. Heutiger Schätzwert des Werkes: 1,5 bis 2 Mio. Euro. Im Oktober 2012 erzielte ein Gemälde Richters aus dem Besitz des Musikers Eric Clapton bei einer Sotheby’s-Auktion in London gar den Betrag von 26,4 Mio. Euro. Damit war ein neuer Preisrekord für Richter-Werke aufgestellt.
50.000
Euro beträgt die Summe, mit der der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Preis ausgestattet ist. Im Jahr 2006 sollte Peter Handke die Auszeichnung erhalten. Nach einem der unwürdigsten Streitfälle, die es um einen deutschen Literaturpreis seit langem gab – in dessen Verlauf wurde die Unabhängigkeit der Jury in Frage gestellt, denunzierten Vertreter dieser Jury sich gegenseitig oder traten zurück, ja verweigerte der Stadtrat gar die Zur-Verfügung-Stellung der Preissumme –, verzichtete der Dichter schließlich selbst auf den Preis. Der Streit hatte sich an Handkes Engagement für Serbien und dessen Präsidenten Milosevic im Jugoslawienkrieg entzündet.
200.000
organisierte Sängerinnen und Sänger gibt es in Nordrhein-Westfalen, die in 3.000 Chören musizieren. Die genaue Stimmlagenverteilung ist statistisch nicht erfasst. Beim »weltgrößten mehr-stimmig gesungenen Konzert der heutigen Zeit« während des Kulturhauptstadtjahres haben in der Schalke-Arena 60.000 Menschen modulierend die Stimme erhoben, manche sagen, sogar im Takt.
1.000.000
Pilger feierten woodstockesk Papst Benedikt XVI. und den Abschlussgottesdienst des XX. Weltjugendtages 2005 auf dem »Marienfeld« zwischen Kerpen-Türnich und Frechen-Habbelrath. Unter ihnen waren auffallend viele Jugendliche aus aller Welt, die den Papst bereits einige Tage vorher in Köln mit rhythmischem Klatschen und dem Schlachtruf »Be-ne-det-to!« begrüßt hatten.
13.681.227
Schweine wurden im Kalenderjahr 2004 (jüngste Zahl) in Nordrhein-Westfalen geschlachtet, die meisten im Regierungsbezirk Detmold. Im selben Jahr lebten in NRW 18.075.352 Menschen, was ein Verhältnis von 0,76 zu Kotelett und Wurst gewordenem Schwein pro Teller ergibt. Dagegen wurde 2010 in Nordrhein-Westfalen auf 4.981 Hektar Kohlgemüse angebaut, bei einer Einwohnerzahl von 17.845.154 in jenem Jahr. Wenn auf einem Quadratmeter 25 Kohlköpfe wachsen, ergibt dies eine Ernte von 1.245.250.000 und damit von 69,8 Kohlköpfen pro Kopf.
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