Am Thema Nachhaltigkeit kommt heute niemand mehr vorbei, auch nicht im Sektor der Kunstmessen. Was in gewisser Weise an die Quadratur des Kreises erinnert. Schließlich hängt der Erfolg einer Kunstmesse davon ab, ob es gelingt, möglichst viele Sammler*innen aus dem In- und Ausland anzulocken. Egal, wie weit deren Anreise ist, einerlei, ob sie mit dem Deutschland-Ticket, dem SUV oder dem Flugzeug unterwegs sind – Hauptsache, die Kaufkraft stimmt. Wie reimt sich das auf Klimaschutz, Energie-Effizienz und Ressourcenschonung? Eigentlich gar nicht, sollte man denken.
Um solcher Skepsis den Wind aus den Segeln zu nehmen, tritt die Art Düsseldorf bei ihrer sechsten Auflage die Flucht nach vorne an. Und zwar in Gestalt eines Projektes namens »Change«; es wird gemeinsam mit der E.on Stiftung gestemmt und präsentiert Künstler*innen, die sich mit Nachhaltigkeit und Transformationsprozessen auseinandersetzen. Laura Helena Wurth und Alexander Wilmschen, die beiden »Change«-Kurator*innen, haben unter anderem Gerrit Frohne-Brinkmann, Jonas Lund, Julia Scher und Mona Schulzek nach Düsseldorf eingeladen. »Wir stehen kontinuierlich im Austausch mit Galerien, Sammlungen und anderen Akteuren der Kunstwelt«, erläutert Messedirektor Walter Gehlen den Willen zur Kooperation.
Wurth und Wilmschen zeichnen auch verantwortlich für die »Sculpture Spots«, also die Skulpturenplätze der Messe, die vom 12. bis 14. April auf dem Areal Böhler in Düsseldorf-Lörick stattfindet (Preview: 11. April). Mit bildhauerischen Positionen vertreten sind hier beispielsweise Eva Kotátková, Emma Talbot und Richard Long.
»Main«, »Next«, »Solo Projects« und »Joint«, so lauten die Namen der Sektionen, in die das Teilnehmerfeld untergliedert ist. »In diesem Jahr präsentieren wir 105 Galerien aus 18 Ländern und über 400 Künstler*innen«, erläutert Walter Gehlen. Während »Main« das Gros der Aussteller umfasst, findet man im Bereich »Next« Galerien, die das zehnte Lebensjahr noch nicht überschritten haben. Derweil rückt »Solo Projects« einzelne Künstler*innen ins Blickfeld, deren Arbeiten auf die Messe-Leitmotive »Photography & Identity«, »Retromania« und »Future Bodies« Bezug nehmen. Einen Soloauftritt hat hier beispielsweise der britische Medienkünstler Antony Cairns, dessen Installation die Galerie Encounter aus Lissabon zeigt. Derweil rückt die Berliner Galerie Kornfeld mit Dieter Jung einen Pionier der Lichtkunst in den Blickpunkt. »Joint« schließlich gibt Galerien die Möglichkeit zum Gemeinschaftsauftritt.
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Teilnehmerliste deutlich gewachsen. 34 Galerien kann Walter Gehlen erstmals auf der Art Düsseldorf begrüßen, unter ihnen Meyer Riegger (Berlin), Kewenig (Berlin, Palma de Mallorca) und Plus-One Gallery (Antwerpen). Unter jenen, die der Messe die Treue halten, finden sich bekannte Namen wie Thomas Schulte (Berlin), Michael Haas (Berlin) oder Konrad Fischer (Düsseldorf, Berlin). Während 30 Galerien aus Köln und Düsseldorf ein rheinisches Heimspiel haben, reisen 24 Aussteller aus Berlin an. Für den internationalen Zuschnitt sorgen 40 Galerien.
Unkenrufe, die Art Düsseldorf käme dem rheinischen Messe-Flaggschiff Art Cologne in die Quere, haben sich als substanzlos erwiesen. Dem Rheinland – eine Region mit traditionell hoher Sammler*innendichte, die verstärkt wird durch Käufer*innen aus den nahegelegenen Niederlanden und aus Belgien – steht eine zweite große Kunstmesse gut zu Gesicht. Zumal das Düsseldorfer Branchentreffen dafür bekannt ist, dass die Kommunikation hier besonders geschmeidig abläuft. Dazu passt Gehlens Ankündigung: »Der Fokus wird wieder verstärkt auf persönlichen Begegnungen und Vernetzung liegen.«
Art Düsseldorf, 12. bis 14. April, Areal Böhler, Hansaallee 321, 40549 Düsseldorf