Als würde man durch einen gewaltigen, überdimensionalen Webstuhl wandeln. Diesen Eindruck können die Besucher*innen bei Christina Kubischs ortsbezogener Klang-Installation »weaving« schon bekommen. Denn sie hat Kupferkabel über Stahlrohre gespannt, so, dass sie die den ganzen Raum ausfüllen. Das Publikum kann sich frei zwischen ihnen bewegen und hört mit kabellosen Induktionskopfhörern die in den Kupferkabeln zirkulierenden Klänge.
Christina Kubisch hat »weaving« für das Klangkunstfestival Soundseeing neu aufgelegt. Die Ausstellung in den historischen Räuen des DA Kunsthaus Kloster Gravenhorst in Hörstel bildet zwar den Auftakt des Festivals, wird aber vorerst nur online auf Youtube erlebbar sein. Die Klänge bestehen aus Aufnahmen elektronischer Webstühle im Textilmuseum Bocholt sowie aus hörbaren magnetischen Feldern aus dem digitalen Gewebe des Internets. Der Begriff des Webens soll so neu interpretiert werden. Durch die Bewegung im Raum entstehen außerdem regelrechte Klangüberlagerungen – so gestalten die Hörer*innen das akustische Geschehen aktiv mit.
Seit mehr als zwölf Jahren bringt Soundseeing, das Klangkunstfestival der Landesmusikakademie NRW, außergewöhnliche Klänge und Installationen an Kulturorte im gesamten Münsterland. Ausstellungen, Performances, Konzerte und Workshops sorgen für akustische Sinneseindrücke mit Mut zum Experimentellen. Insgesamt bilden drei Einzelausstellungen den künstlerischen Schwerpunkt des Festivals – neben Kubisch sind auch Frauke Eckhart und Cristof Schläger dabei. Eckhardt präsentiert ihre Klanginstallation »global drifting« unter freiem Himmel im Bocholter kubaai-Park sowie »lost waves« im Saal der Weberei im LWL-Textilwerk. Christof Schläger zeigt in Münster akustische Objekte in der Kunsthalle Hawerkamp – in der Ausstellung »aufabwegen@Soundseeing: Geräuschmusik, Ambient und Experimentalelektronik« sollen Knackdosen, Brauser, Schwirrer und ein Hopper die Klangproduktion übernehmen.
Weitere internationale Künstler*innen wie Elisabeth Coudoux, Peter Kiefer, Talking Horns, Pierre Berthet, Jan Klare und Tina Tonagel bespielen zudem verschiedene Orte mit poetischen Klangobjekten, Staubsaugerkonzerten und solaren Klangobjekten. Ein weiterer Teil des Festivals setzt sich aus Konzerten und Liveformaten zusammen. Wie etwa elektronische Performances von Till Kniola, Papermusic von Dodo Schielein, Konzerte der Dortmunder Experimental-Bigband »The Dorf«, Klangspaziergänge und Auftritte der Splash Percussion NRW. Ergänzt wird das Ganze durch das Vermittlungsprogramm »HörenMachen« mit Workshops, Gesprächsrunden und Führungen sowie Projekte mit Studierenden der Universität Mainz.
Die Klangkunstausstelllung »weaving« von Christina Kubisch, kann nach telefonischer Anmeldung unter 02551 6942-15 im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst besichtigt werden. Ein virtueller Rundgang durch die Klanginstallationen mit Interview der Künstlerin Christina Kubisch lässt sich auf Youtube erleben: https://youtu.be/no10rJIU0SM
Aufgrund der unsicheren Planung sind Änderungen möglich. Sämtliche Termine werden ständig auf der Festvialwebsite aktualisiert.
Christina Kubisch: 7. März bis 25. April 2021
Frauke Eckhardt: 1. Mai bis 20. Juni 2021
Christof Schläger: 30. Mai bis 20. Juni 2021