Auch Münster erlitt den Leerlauf und Filmriss. Bedingt durch die Pandemie wurde das Filmfestival von seinem Veranstalter, der Filmwerkstatt Münster, 2020 abgesagt. Das wird in diesem September anders sein. Die – etwas verlängerte – 19. Ausgabe bringt sogar drei Festivals unter einen Hut und hat ein Jubiläum zu feiern. Filmwerkstatt und -festival, anfangs noch unter dem verkleinernden Namen »Filmzwerge«, sind 40 Jahre alt und widmen sich im Rückblick deshalb auch den eigenen Preisträgern. Zuvor bieten die »Tage des Provinzfilms« (16. &17. September) Filme und Podiumsgespräche zur Chancengleichheit für Filmemacher*innen und befassen sich mit dem Potential von Webserien.
Das Festival selbst stellt vom 18. bis 26. September ein Programm vor, das von der Region über Deutschland ganz Europa in den Blick nimmt und dies in drei Wettbewerbs-Sektionen und rahmenden Veranstaltungen tut, unter anderem mit einem Symposium mit Perspektiven für Fortbestand und Erneuerung des Kino- und Festivalerlebnisses.
Dem Nachwuchs-Kino und Produktionen abseits vom Mainstream gilt dabei besondere Aufmerksamkeit. Im Europäischen Spielfilmwettbewerb für Debüts sind acht fiktionale Langfilme eingeladen (Gewinnprämie: 5.000 Euro). Dabei ist unter anderem aus Frankreich »Slalom« von Charlène Favier über die 15-jährige Sportlerin Lyz, die an einer renommierten Skischule in den Alpen aufgenommen wird, dort zunehmend unter Druck und schließlich vor der Entscheidung steht, was sie für ihre Karriere zu zahlen willens ist. Der Kurzfilmwettbewerb wurde 2021 erstmals europaweit ausgelobt. Alle Genres, Themen und Ausdrucksformen sind erwünscht – narrativ, dokumentarisch, animiert, experimentell, auch Musikvideos. Das Publikum wählt hieraus ihre Favoriten. Ebenfalls ausgeschrieben hat man den regionalen Wettbewerb »Westfalen Connection« für maximal 30-minütige Filme, die vom klassischen Erzählkino bis zum experimentellen Spiel alles sein dürfen und zeigen sollen, dass das Münsterland mehr als einen »Tatort« hat. Der Sieger wird mit 500 Euro prämiert.
In Kooperation mit dem Afrika Film Festival Köln springt man einen Kontinent weiter und holt sich vom 20. bis 26. September eine Auswahl aus der rheinischen Metropole. Auch der Eröffnungsfilm des Festivals baut eine Europa-Afrika-Brücke: »Borga« von York-Fabian Raabe. Borga meint jemanden, der es im Ausland zu Wohlstand und Renommee bringt. So einer will der junge Ghanaer Kojo (Eugene Boateng) werden, der nach mehrjähriger Odyssee Deutschland erreicht, um zu erkennen, dass sein Traum Gefahr läuft, Trug zu sein. Beim Max-Ophüls-Wettbewerb hat »Borga« vier Preise gewonnen. »In einer epischen Erzählweise, ohne Angst vor Schönheit und mit Empathie für sämtliche Figuren, spricht der Film eine ganz besondere Einladung aus: mithilfe eines unerhörten Narrativs – einer konsequent Schwarzen Perspektive im deutschen Kino – nach Antworten zu suchen«, so die Jury in Saarbrücken.
16. bis 26. September,