Die Nachricht kam, Ende 2007, überraschend. Armin Zweite, Direktor der Kunstsammlung NRW, verlässt die Landeshauptstadt und wechselt nach München. Dort übernimmt er das sich im Bau befindliche Museum Brandhorst. Seine Nachfolge in Düsseldorf ist noch offen, für einen Übergang gesorgt. Für Zweite, den 1941 in Westpreußen geborenen Kunsthistoriker, bedeutet der Wechsel nach München eine Heimkehr, leitete er doch – bei seinem Antritt jüngster Museumschef in Deutschland – von 1974 bis 1990 die Städtische Galerie im Lenbachhaus. Danach übernahm er die Direktion der renommierten K 20. Während seiner Ägide konnte er ein zweites Museum, das ehemalige Ständehaus als K 21, u. a. mit der Sammlung Ackermans, eröffnen. Den sich verzögernden Ausbau der Kunstsammlung wird er nun nicht mehr als deren Hausherr erleben. Als Nachfolger Werner Schmalenbachs hat Zweite die Staatssammlung geöffnet und um Skulptur, Fotografie, Video und Installationen, darunter Arbeiten und Werkkomplexe von Bernd und Hilla Becher, Nam June Paik und Joseph Beuys, erweitert. Zum Abschied eine Annäherung in Kürzeln.
WELCHES KUNSTWERK, GLEICH WELCHEN GENRES, HAT IN IHNEN DIE STÄRKSTE EMOTION AUSGELÖST?
Bernd Alois Zimmermanns Musiktheater »Die Soldaten« in der Inszenierung der Ruhr-Triennale von David Pountney, weil dort für mich musikalisch, theatralisch, inszenatorisch, emotional und intellektuell alles zu einem großen überwältigenden und damit unvergesslichen Eindruck verschmolz.
WENN SIE VON IHREM EIGENEN HAUS ABSEHEN, IN WELCHEM GEBÄUDE DER KULTUR WÜRDEN SIE GERN DIE NACHT VERBRINGEN?
In der Gästehütte bei Walter de Marias »The Lightning Field« in New Mexico.
EIN SPONSOR ÜBERLÄSST IHNEN EINE MILLION EURO. WIE VERWENDEN SIE DAS GELD?
Für ein Forschungsvorhaben, das die Nachhaltigkeit ästhetischer Erfahrungen thematisiert bzw. die Relevanz emotionaler Komponenten bei Kunstwerken reflektiert.
WENN SIE NICHT WÄREN, WAS SIE SIND, WER ODER WAS HÄTTEN SIE SONST SEIN MÖGEN?
Naturwissenschaftler (Neurobiologe)
WAS WÄRE FÜR SIE DAS GRÖßTE UNGLÜCK?
Krankheit, Verlust, der Tod meiner Frau.
WELCHES BAUWERK IN NRW MÖGEN SIE AM LIEBSTEN?
Schloss Benrath, weil es eines der schönsten maison de plaisance ist, die ich kenne.
WOMIT BEGINNEN SIE GEWÖHNLICH IHREN TAG?
Radiohören und die Zeitungen lesen.
WAS KOMMT IHNEN IN DEN SINN, WENN SIE DAS WORT »PUBLIKUMSRENNER« HÖREN?
Löst ambivalente Reaktionen aus: Einerseits Freude über den Zuspruch eines gemischten und eben nicht fachspezifischen Publikums und Genugtuung über die mit vielen so genannten Highlights verknüpften ästhetischen und aufklärenden Impulse; andererseits die Befürchtung, der Eventcharakter könnte sich in der Bestätigung von Klischees erschöpfen, und die Sorge, das uns anvertraute kulturelle Erbe würde durch Transporte, klimatische Änderungen u. a. in Mitleidenschaft gezogen.
DIE AM HÄUFIGSTEN VORKOMMENDE BERUFSKRANKHEIT IN IHRER PROFESSION?
Eitelkeit
VON WELCHEM GROßEN MALER ODER FOTOGRAFEN HÄTTEN ODER WÜRDEN SIE SICH AM LIEBSTEN PORTRÄTIEREN LASSEN?
Ein Porträt ist nicht erwünscht.
WENN SIE DIE WAHL HÄTTEN, WÄREN SIE LIEBER FAUST ODER MEPHISTO?
Weder noch.
NENNEN SIE EIN BILD GEGEN SCHLECHTE LAUNE.
Pierre Bonnards »La Fenêtre ouverte« von 1921 in The Phillips Collection, Washington.