Politische Verantwortung ist eine feine Sache. Als politisch Verantwortlicher schneidet man gern Bänder durch, um heitere Ereignisse mit der eigenen Person zu verbinden. Als politisch Verantwortlicher aber setzt man keinen Flughafen in den Sand oder presst Menschen in einem Straßentunnel so eng zusammen, dass 21 von ihnen sterben. Die politische Verantwortung für so etwas trägt niemand, die persönliche tragen immer andere. Denn merke: Eine politische Verantwortung schließt die persönliche aus. Leider sehen die persönlich Betroffenen dies nicht immer ähnlich, so haben die Hinterbliebenen der Toten der Duisburger Love Parade es als Verhöhnung ihres Schmerzes empfunden, dass der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland einen Rücktritt notorisch ablehnte, einfach weil er persönlich ja nichts Schlimmes verbrochen hatte. Zwar hatte seine Stadtverwaltung die Veranstaltung gesetzeswidrig genehmigt, aber konkret getan hatten das ja andere. Seit dem 24. Juli 2010 steckte mithin die ganze Stadt Duisburg in einem nicht enden wollenden Straßentunnel fest, dessen quälende Enge und Dunkelheit der politisch Verantwortliche Sauerland persönlich verantwortete. Am 12. Februar 2012 aber flammte Licht am Ende dieses Tunnels auf: Ein Bürgerbegehren wählte mit 85 Prozent der Stimmen den dunklen Bürgermeister aus dem Amt. Ihn ganz persönlich. | UDE
2003–2013 EIN RÜCKBLICK
01. Feb. 2013