Die Heinzelmännchen und der Gypaetus barbatus, der sich bei uns vor allem als »Bartgeier« einen Namen gemacht hat, haben, bei aller Unterschiedlichkeit im Skelettbau, eines gemeinsam: Niemand hat sie in Nordrhein-Westfalen je zu Gesicht bekommen. Doch während das im Falle der Heinzelmännchen allein daran liegt, dass es sich um nachtaktive Wesen handelt, ist der Bartgeier in der Region noch nicht gesehen worden, weil er sich woanders wohler fühlt. In Afrika und Asien zum Beispiel. Das galt bis zum 9. Juni 2006. Da sichtete ein Vogelfreund bei Rietberg (30.000 Einwohner, neun Tierzucht- und sieben Schützenvereine) einen Gypaetus barbatus, fertigte flugs ein Bild an, auf dem deutlich ein Vogel zu erkennen ist, und schickte es an die Avifaunistische Kommission der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft e.V. Die wiederum leitete den Befund an die Deutsche Seltenheitskommission weiter, nicht ohne die Empfehlung, das Aufenthaltsrecht des Bartgeiers offiziell anzuerkennen. Denn gelegentlich soll das »bird watching« ja auch mit Photoshop betrieben werden. Die Seltenheitsexperten hatten keinen Zweifel und bestätigten, dass Nordrhein-Westfalen im internationalen Standort-Wettbewerb um die schwer anzusiedelnden, schräge Bärte tragenden Vögel eben doch mithalten kann. Und das lange bevor in Berlin-Mitte alle anfingen, sich diese Fünf-Tage Schnauzer stehen zu lassen. | ANK
2003–2013 EIN RÜCKBLICK
01. Feb. 2013