Geboren 1940 in Zürich; Liberal Arts-Studium in Princeton, USA, sowie Jura-Studium in Zürich mit Promotion 1968; Tätigkeit in einer Anwalts-Kanzlei; 1969 Übertritt ins Kulturreferat der Stadt Zürich, leitende Tätigkeiten auf allen Gebieten der Kulturförderung, Kulturpolitik und Administration; 1979-1984 Verwaltungsdirektor der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main; 1985-1993 Direktor und Geschäftsführer des Theaters am Turm, des Künstlerhauses Mousonturm, der kulturellen Aktivitäten OFF-TAT und der Schirn Kunsthalle Frankfurt; 1994-2003 Direktor des Hauses der Kunst, München; im Anschluss Direktor der Fondation Beyeler, Riehen/Basel. Seit Oktober 2007 ist Vitali Intendant der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn.
WELCHES KUNSTWERK, GLEICH WELCHEN GENRES, HAT IN IHNEN DIE STÄRKSTE EMOTION AUSGELÖST?
Am stärksten beeindruckt mich immer die Kunst, mit der ich mich gerade beschäftige. Das sind im Moment die wunderbaren Frauenporträts von Amedeo Modigliani, die wir im Herbst 2008 in einer großen Retrospektive zeigen wollen.
WENN SIE VON IHRER EIGENEN INSTITUTION ABSEHEN, IN WELCHEM GEBÄUDE DER KULTUR WÜRDEN SIE GERN DIE NACHT VERBRINGEN?
Immer noch das schönste Museum der Welt ist der Prado in Madrid, in dem ich unzählige Male war, allerdings noch schöner in seiner früheren einfachen und bescheidenen Form, vor dem Erweiterungsbau von Moneo. Eine Nacht im Prado bei Jan van Eyck, Tizian, Brueghel, Rubens, Velázquez und Goya, um nur die größten zu nennen, wäre wunderbar.
EIN SPONSOR ÜBERLÄSST IHNEN EINE MILLION EURO. WIE VERWENDEN SIE DAS GELD?
Jedenfalls nicht für Kunst, die ich nicht selber besitzen, sondern vor der ich im Museum niederknien will. Also für Ausstellungen, Ausstellungen und noch einmal Ausstellungen.
WENN SIE NICHT WÄREN, WAS SIE SIND, WER ODER WAS HÄTTEN SIE SONST SEIN MÖGEN?
Als ich jung war, wollte ich einmal Diplomat werden, was mich verlockt hat. Inzwischen bin ich mit meinem Beruf ganz zufrieden.
WAS WÄRE FÜR SIE DAS GRÖßTE UNGLÜCK?
Der Tod eines meiner Lieben.
WELCHES BAUWERK IN NRW MÖGEN SIE AM LIEBSTEN?
Ich habe noch nicht die Übersicht über alle Bauwerke in NRW. Sehr gerne habe ich allerdings die beiden Bauten in Bonn: die Kunst- und Ausstellungshalle, in der ich arbeite, und das Kunstmuseum. Die Bauwerke von Gustav Peichl und Axel Schultes ergänzen sich vorzüglich.
WOMIT BEGINNEN SIE GEWÖHNLICH IHREN TAG?
Ich trinke endlos Kaffee und lege dazu Patiencen. Wenn die Patience schließlich aufgeht, ist das ein gutes Omen für den Tag.
WAS KOMMT IHNEN IN DEN SINN, WENN SIE DAS WORT »PUBLIKUMSRENNER« HÖREN?
Es ist wichtig, dass die Kunst von allen jeden Tag wahrgenommen und wichtig genommen wird. Ein »Publikumsrenner« stört mich dabei eigentlich nicht.
DIE AM HÄUFIGSTEN VORKOMMENDE BERUFSKRANKHEIT IN IHRER PROFESSION?
Fraglos ist es die Eitelkeit, von der ich hoffe, einigermaßen frei zu sein.
VON WELCHEM GROSSEN MALER ODER FOTOGRAFEN HÄTTEN ODER WÜRDEN SIE SICH AM LIEBSTEN PORTRÄTIEREN LASSEN?
Bei den Malern bin ich mir nicht so ganz sicher. Stolz bin ich auf ein Porträtfoto des großen Fotografen Helmut Newton.
WENN SIE DIE WAHL HÄTTEN, WÄREN SIE LIEBER FAUST ODER MEPHISTO?
Natürlich stets schon immer Faust, der unsichere und getriebene, der schwache und hinfällige Mensch.
NENNEN SIE EIN BILD GEGEN SCHLECHTE LAUNE.
Da gibt es unzählige. Gerade kürzlich habe ich in Basel eine große Matisse-Ausstellung gemacht, die auch in Düsseldorf in der Kunstsammlung NRW zu sehen war. Von Matisse gibt es fast nur Bilder gegen schlechte Laune.