//Zwischen Krieg und Frieden ist nicht zu vermitteln: Krieg heißt Negation des Zivilen und umgekehrt. Fatalerweise sind es dieselben Männer, die erst Bürger, dann Krieger, dann wieder Bürger sind. Wobei der Wechsel vom Kriegszurück ins Zivilleben das größere Trauma bedeutet: Ein Stück wie »Woyzeck«, ein Film wie »Taxi Driver« künden davon. Sowie »Motortown«, das jüngste Werk des englischen Dramatikers Simon Stephens, das jetzt im Bochumer Schauspielhaus auf die Kammerspielbühne gekommen ist.
Der Heimkehrer hier heißt Danny, zurück aus dem Irak. Mit kleinen Schritten versucht er, im alten Leben wieder Fuß zu fassen. Aber: »Ich komme heim, und es ist ein völlig anderes Land.« Dabei ist wohl eher er selbst ein anderer geworden. Sein leicht ungläubiges Lächeln wirkt festgefroren, die Hände suchen beim Sprechen Halt an der Hosennaht, Sascha Nathan spielt den 27-Jährigen als einen verlorenen Jungen, der um etwas herum eine Mauer aus Unerschütterlichkeit aufgetürmt hat. Was hat Danny erlebt? Er erzählt nichts; die andern fragen nicht. Man lässt ihn draußen vor der Tür, damit er nicht den Krieg herein trägt. Marley, seine Freundin, weist ihn ab, nachdem er ihr erschreckende Briefe aus Basra geschrieben hat. Demütigt ihn, der ihr mit starrer Anhänglichkeit nachstellt. Jeder, dem Danny in diesem skizzenhaften, doch sehr genauen Stationendrama begegnet, ist hohl, ist aggressiv. Bis auf den lieben Lee, Dannys zurückgebliebenen Bruder. Und so wird immer glaubhafter, was das Stück nahe legt: dass sich in den teilverrohten Zuständen unserer Gesellschaft (nicht nur in England) Krieg und Frieden eben doch zu durchdringen begonnen haben. Da lösen Kriegserfahrungen nur aus, was die daheim bereits angelegt hatten. Danny besorgt sich eine Pistole, will sich an Marley rächen, dreht ab und demütigt ersatzweise ein anderes Mädchen. Tötet es.
Die Inszenierung Dieter Giesings ist kongenial lakonisch, uneitel, sicher, die Leistung der Schauspieler (v. a. Alexander M. Schmidt, Felix Vörtler, Johann von Bülow) beachtlich: Sie machen aus wenigen Sätzen große Figuren und damit den kurzen Abend zu einem, der lang nachwirkt. UDE