Das nächtliche Hafenbecken mit sich im Wasser spiegelnden Lichtern unter einem Eisernen Steg (Thomas Ruff) nimmt sich aus wie eine mit der Zeit grünstichig gewordene Filmszene aus Helmut Käutners »Unter den Brücken« – verzaubert, romantisch und von spröder Melancholie. Kein typisches Motiv innerhalb der rund 100 Fotografien, die – aufgenommen während der letzten zehn Jahre – die Stadt von heute und morgen in den Blick nehmen. »Spectacular City«: eine Bestandsaufnahme urbaner Landschaft, erschreckend, beklemmend, betörend. Vor allem angesichts der monumentalen Panoramen und Aufsichten, etwa von Las Vegas, Madrid oder Osaka, fragt man sich, ob die letzten Tage der Menschheit angebrochen sind und die Erde unbewohnbar sein wird wie der Mond – oder wie ein betoniertes Shanghai? Hat sich das Prinzip Zukunft schon selbst erfüllt und die Vergangenheit, wie sie sich in fast dörflich scheinenden Ansichten von Lagos oder Lima zeigt, überhaupt noch eine Chance? Diese Ansiedlungen immerhin scheinen noch Heimat sein zu können für den »Gott der Stadt«, wie ihn vor hundert Jahren Georg Heym in seinem Gedicht in expressionistischem Furor anrief: »Auf einem Häuserblocke sitzt er breit. / Die Winde lagern schwarz um seine Stirn. / Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit / die letzten Häuser in das Land verirr’n.« Ansonsten, was wie Science fiction aussieht, ist Wirklichkeit – die selten genug gleisnerisch schön, gewinnend und berückend ist Michael Weselys Komposition vom New Yorker Museum of Modern Art. Kuratiert vom NAI Rotterdam (Niederländisches Architektur Institut), sind unter den 29 internationalen Fotografen die »Struffskys« aus der Fotoklasse der Düsseldorfer Kunstakademie prominent vertreten, was sich nicht bloß auf Grund des Heimspiels im NRW-Forum von selbst versteht. ANDREAS WILINK
»Spectacular City«, 27. Januar bis 6. Mai, NRW-Forum Kultur und Wirtschaft, Ehrenhof 2, 40479 Düsseldorf; www.nrw-forum.de