Studium der Musikwissenschaft , Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte, freier Dramaturg, ab 1993 in der Dramaturgie der Oper Frankfurt (Intendanz: Sylvain Cambreling), 1996 Ernennung zum Chefdramaturgen. Michael Schmitz-Aufterbeck lehrte am Institut für angewandte Theaterwissenschaft der Universität Gießen und an der Kunstakademie Düsseldorf. Er war Dramaturg bei den Salzburger Festspielen und von 1999 bis 2005 Operndirektor und Musiktheaterdramaturg am Luzerner Theater. Seit August 2005 Generalintendant und Geschäftsführer am Theater Aachen.
WELCHES KUNSTWERK, GLEICH WELCHEN GENRES, HAT IN IHNEN DIE STÄRKSTE EMOTION AUSGELÖST?
Das war Schuberts Winterreise mit 10 Jahren. Das Warum kann ich eigentlich gar nicht erklären, diese Entdeckung markiert einen wirklichen Einschnitt und hat Leidenschaft , Interessen und letztlich die Berufswahl bestimmt.
WENN SIE VON IHREM EIGENEN HAUS ABSEHEN, IN WELCHEM MUSEUM WÜRDEN SIE GERN DIE NACHT VERBRINGEN?
Im Nationalmuseum von Kairo. Um mit den Mumien ungestört ins Gespräch zu kommen.
EIN SPONSOR ÜBERLÄSST IHNEN EINE MILLION EURO. WIE VERWENDEN SIE DAS GELD?
Das Theater braucht dringend bauliche Sanierungsmaßnahmen, Fassade, Unterbühne, sanitäre Einrichtungen. Das hört sich sehr pragmatisch an, ist aber letztlich überlebenswichtig. Das Geld direkt in die »Kunst« zu stecken, würde wahrscheinlich falsche Begehrlichkeiten wecken.
WENN SIE NICHT INTENDANT WÄREN, WER ODER WAS HÄTTEN SIE SONST SEIN MÖGEN?
Als 6-Jähriger habe ich mit dem Priesterberuf geliebäugelt, vor allem wohl wegen der theatralen Möglichkeiten. Den Intendanten kann man dann ja nicht so planen und die Dramaturgie hat mir viel Spaß gemacht bzw. macht weiterhin Spaß. In der Politik hat die Kultur heute viel zu wenige kompetente, kämpferische und phantasiebegabte Förderer, aber, ob ich mich in diese Mühle wirklich wagen wollte und sollte …?
WAS WÄRE FÜR SIE DAS GRÖSSTE UNGLÜCK?
Keine spannende Arbeit und keine Familie zu haben.
WELCHES BAUWERK IN NRW MÖGEN SIE AM LIEBSTEN?
Den Kölner Dom, weil ich vor den Toren Kölns aufgewachsen bin und schon als Kind zutiefst beeindruckt war. Wann immer ich in Köln ankomme oder umsteige, versuche ich zumindest kurz drauf zu schauen.
WOMIT BEGINNEN SIE GEWÖHNLICH IHREN TAG?
Ich brauche vor allem die Dusche, um den Tag beginnen zu können.
WAS KOMMT IHNEN IN DEN SINN, WENN SIE DAS WORT »PUBLIKUMSRENNER« HÖREN?
Dass er sehr schwer zu planen ist. Mit diesen Begriff sind viele und vor allem falsche Erwartungshaltungen verknüpft, denn erstens gibt es gar nicht mehr so viel offensichtliche »Renner«, da die Repertoirekenntnisse eines großen Teils des Publikums doch beträchtlich abgenommen haben und weil man das, was einmal erfolgreich war, nicht beliebig oft wiederholen und reproduzieren kann. Und nicht selten erweist sich als »Renner«, was nie als solcher vermutet wurde.
DIE AM HÄUFIGSTEN VORKOMMENDE BERUFSKRANKHEIT IN IHRER PROFESSION?
Keine Ahnung, wahrscheinlich die Routine.
VON WELCHEM GROSSEN MALER ODER FOTOGRAFEN WÜRDEN SIE SICH AM LIEBSTEN PORTRÄTIEREN LASSEN?
Ich mag die Porträts von Giacometti sehr, da es ihm gelingt, dem Porträtierten sein Geheimnis zu belassen, indem er ihn für den Betrachter ungreifbar macht. Aber da habe ich natürlich keine Chance mehr.
WENN SIE DIE WAHL HÄTTEN, WÄREN SIE LIEBER FAUST ODER MEPHISTO?
Eigentlich ist mir keiner von beiden sonderlich sympathisch. Auf keinen Fall Faust. Diese humorlose Besessenheit ist mir absolut unerträglich.
NENNEN SIE EIN BILD GEGEN SCHLECHTE LAUNE.
Eine gute Speisekarte.