Das ehemalige Kloster Dalheim ist der ideale Ort für eine Ausstellung, die zeigt, welche Rolle Kirchen und Klöster im Nationalsozialismus gespielt haben.
Im Umgang mit der Diktatur gab es keine einheitliche Richtlinie. Vielmehr schwankte das Verhalten der beiden Kirchen zwischen Kollaboration und Widerstand.
Dietrich Bonhoeffer, die Geschwister Scholl oder Bischof Clemens August Graf von Galen, sie gelten als Leitfiguren des christlichen Widerstandes, als unerschrockene Kämpfer gegen den Nazi-Wahn, der den Glauben an Gott durch den Führerkult ersetzen wollte. Repräsentativ für das Verhalten der beiden großen deutschen Kirchen sind sie jedoch nicht: Das bezeugt die Schau im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur (Kreis Paderborn), indem sie darlegt, wie stark Katholiken und Protestanten in die NS-Unterdrückungs- und Vernichtungspolitik verstrickt waren. Beispielhaft stehen dafür die antisemitischen »Deutschen Christen«, eine rechtsextreme Strömung im Protestantismus, die den »artgerechten Christusglauben« predigte.
Auch die katholische Kirche, die dem Nationalsozialismus zunächst überwiegend distanziert gegenüberstand, arrangierte sich mit der braunen Tyrannei, als der Vatikan das Reichskonkordat unterzeichnete. In diesem Kontext widmet sich die von einem Vortragsprogramm flankierte Präsentation auch dem Papst Pius XII. angelasteten Vorwurf, angesichts des Massenmordes an den Juden geschwiegen zu haben.
Rund 200 Exponate hat das Museumsteam um Direktor Ingo Grabowsky und die wissenschaftliche Projektleiterin Carolin Mischer zusammengetragen und durch zehn Leitfragen strukturiert. Gezeigt werden Plakate, Fotos, Alltagsgegenstände, Briefe, Tagebücher und Erinnerungsberichte. Von den »einfachen« Gläubigen über Ordensleute und Bischöfe bis hin zum Papst reicht das Spektrum der Christen, die zwischen 1933 und 1945 Mut und Glaubensstärke bewiesen oder Schuld auf sich geladen haben.
»Und vergib uns unsere Schuld? Kirchen und Klöster im Nationalsozialismus«
Stiftung Kloster Dalheim – LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, Lichtenau
bis 18. Mai 2025