Im Jahr 775 wurde Westfalen erstmals in einem Bericht der fränkischen Reichsannalen erwähnt. Das nimmt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zum Anlass, um das 1250-jährige Jubiläum groß zu feiern. Im Zentrum des Programms steht eine Ausstellung im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn.
Vor zwei Jahren rückte die Stadt Schieder-Schwalenberg schlagartig ins Rampenlicht der Archäologie. 70 Gräber aus dem 7. und 9. Jahrhundert waren im Kreis Lippe entdeckt worden und schon förderten die Wissenschaftler*innen eine Fülle wertvoller Objekte zutage. Besonders kostbar: ein Hiebschwert, ein Schildbuckel, eine bronzene Gewandnadel sowie zahlreiche Glasperlen. Diese Grabbeigaben, derzeit in der Obhut der LWL-Restaurierungswerkstatt in Münster, zählen zu den herausragenden Exponaten der Schau »775 – Westfalen. Die Ausstellung«, die ab dem 16. Mai 2025 im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn zu sehen ist.
Zur Eröffnung kommt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 15. Mai nach Paderborn. Die Zeremonie im Dom markiert zugleich den Auftakt des Jubiläums, in dessen Kontext 44 Projekte die Region mit dem temperamentvollen Ross im Wappen aus verschiedenen kulturellen Perspektiven beleuchten. Geplant sind Lesungen, Opern, Vorträge, Ausstellungen, Workshops, Performances und Filmvorführungen. Hierfür stellt die LWL-Kulturstiftung rund drei Millionen Euro zur Verfügung.
Heimat Westfalen
Schon vor dem Jahr 775 hatte Westfalen der historischen Landkarte seine Spuren eingeprägt. In der Altsteinzeit lebten hier Neandertaler. Während der römischen Besatzung, als das Gebiet von germanischen und keltischen Stämmen besiedelt war, bescherte die Varusschlacht 9 nach Christus den römischen Truppen ein antikes Waterloo. Als Teilstamm der Sachsen wurde »Westfalai« schließlich 775 in den Reichsannalen Karls des Großen erwähnt. Von 1815 bis 1946 bestimmte die preußische Provinz Westfalen das politische Schicksal der Region, die nach dem Zweiten Weltkrieg in das neu gegründete Bundesland Nordrhein-Westfalen eingegliedert wurde.
»Für mehr als acht Millionen Menschen bedeutet Westfalen Heimat«, sagt Georg Lunemann, der Direktor des LWL. »Das sind fast die Hälfte der Bürger*innen des einwohnerstärksten Bundeslandes im Westen von Deutschland. Grund genug, mit ihnen ein großes Jubiläum zu feiern.« Dabei wolle man »der Frage nachgehen, welche Bedeutung Westfalen in Zukunft für die Menschen hat«.
Bemerkenswert ist die thematische Vielfalt der Vorhaben, die sich auf die 18 Kreise und neun kreisfreien Städte Westfalens erstrecken. So plant das Dortmunder Fritz-Hüser-Institut das Literaturprojekt »Alte Arbeit & neue Natur. Die Kokerei Hansa als Ort der Transformation«. Gleichfalls auf der literarischen Bühne spielt »Judenbuche and beyond«, organisiert von der Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung in Havixbeck. Im Arnsberger Sauerland-Museum steht die Ausstellung »Demokratische Kulturen im Sauerland 1925-1975-2025« auf dem Programm. Derweil zeigt das Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf in Wadersloh die Schau »Die Erfindung Westfalens – Bernhard Wittes ‚Historia Westphaliae‘ (um 1500)«. Und im LWL-Medienzentrum für Westfalen in Münster arbeitet man am Animationsfilm »Westfalai – Eine Zeitreise durch 1250 Jahre westfälische Geschichte«.