… sind die möglichen starken Kürzungen in der Kulturförderung und die damit einhergehende Planungsunsicherheit für unser Haus, das Forum Freies Theater (FFT) Düsseldorf. Dem Bündnis internationaler Produktionshäuser, zu dem das FFT gehört, droht der Förderstopp. Monatelang haben wir mit Abgeordneten gesprochen, eine Petition gestartet, Aktionen durchgeführt, damit das Bündnis im Bundeshaushalt 2025 doch berücksichtigt wird. Nun ist die Entscheidung über den Haushalt vertagt. Durch das Ende der Ampel-Koalition gibt es eine vorläufige Haushaltsführung, Entscheidungen wird es erst nach den vorgezogenen Neuwahlen geben. Derzeit hängen alle, die auf Entscheidungen über Projektförderung aus Mitteln des Bundes warten, in der Luft. Das betrifft auch die Förderprogramme des Fonds Darstellende Künste für die Künstler*innen der Freien Szene – oder besser gesagt die zweite Säule unserer Theaterlandschaft. Die Zeit bis zu den Wahlen ist nun sehr kurz, um erneut Gespräche mit den Politiker*innen zu führen.
Das Bündnis internationaler Produktionshäuser wurde 2015 gegründet, ab 2016 wurden wir von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert, zuletzt mit 5 Millionen Euro im Jahr. Durch die Zusammenarbeit mit den insgesamt sieben Produktionshäusern konnten wir thematische Schwerpunkte setzen, die auf die aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen eingehen, in den jeweiligen Städten viele neue Produktionen auf den Weg bringen und vor allem stärker international arbeiten. Ein wichtiges Projekt im FFT sind zum Beispiel die »Nippon Performance Nights«, eine deutsch-japanische Reihe, die vor allem auch die japanische Community in Düsseldorf ins FFT holt. Oder die Akademien für freie Produzent*innen, die eine Lücke in der Ausbildung für ein immer wichtiger werdendes Berufsfeld füllt. Die Bündnis-Förderung hat uns auf allen Ebenen zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. Wir sind die Themen Inklusion und Digitalität verstärkt angegangen, konnten Expert*innen einladen und uns auf diverse Ensembles und ihre Bedarfe anders einrichten.
»Ohne die Bundesmittel hat das FFT kaum die Chance, ein vergleichbares internationales Programm zu machen. Aktuell können wir nicht langfristig planen.«
In meinem Postfach häufen sich die E-Mails von Künstler*innen, die die Planungen für das nächste Jahr angehen wollen. Wir können sie im Moment nur vertrösten. Unklar ist auch weiterhin, wie sich das Land verhält. Von den sieben Produktionshäusern für freie darstellende Künste befinden sich drei in Nordrhein-Westfalen, neben dem FFT Düsseldorf sind das PACT Zollverein und das tanzhaus nrw. Immerhin gibt es Signale, dass es keine Kürzungen im Bereich der Freien darstellenden Künste geben soll.
Vor diesem Hintergrund ist die kürzlich gefallene Entscheidung im Kulturausschuss der Stadt Düsseldorf, die Zuschüsse für die Freie Szene deutlich zu erhöhen, ein wichtiges positives Signal. Damit sind unsere Betriebskosten und vor allem die Personalkosten gesichert. Erst 2021 haben wir von der Stadt eine neue Spielstätte direkt am Düsseldorfer Hauptbahnhof erhalten, die uns viele neue Möglichkeiten eröffnet.
Insofern ist die Stimmung im FFT insgesamt trotz der allgemeinen Unsicherheit positiv, denn wir erleben eine großartige Resonanz auf unsere Aktivitäten und Angebote. Wir werden alles daran setzen, um die Zusammenarbeit im Bündnis Internationaler Produktionshäuser fortzuführen. Denn das vernetzte, kooperative Arbeiten, wie wir es im Rahmen der Produktionshäuser praktizieren, ist doch das Gebot der Stunde und ein hervorragendes Modell für nachhaltigeres, partizipatives Arbeiten mit weniger Konkurrenz. Austausch ist so viel wert. Und gerade jetzt, da die Demokratie in Gefahr ist, können wir ein positives Beispiel geben, wie eine diverse Gesellschaft funktionieren kann.
Aufgezeichnet von Sarah Heppekausen
Name: Kathrin Tiedemann
Beruf: Dramaturgin, künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin des FFT Düsseldorf
Alter: 60
Wohnort: Düsseldorf
Kathrin Tiedemann leitet seit 2004 das FFT Düsseldorf (Forum Freies Theater), ein internationales Produktionshaus für freie darstellende Künste, das 2021 im KAP1 am Hauptbahnhof seine neue Spielstätte eröffnete. Das FFT gehört als eines von insgesamt sieben Institutionen zum Bündnis internationaler Produktionshäuser, das seit der Spielzeit 2016/17 mit 5 Millionen Euro jährlich gefördert wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Allein in NRW finden sich drei der Bündnispartner – neben dem FFT das tanzhaus nrw, ebenfalls in Düsseldorf, und PACT Zollverein in Essen. Als im Juli bekannt wurde, dass diese Bündnis-Förderung komplett gestrichen und die Fonds zur Förderung Freier Künstler*innen um durchschnittlich die Hälfte gekürzt werden sollten, schlugen die Wellen in der Szene hoch. Am 14. November sollte in Berlin eigentlich über den Bundeshaushalt 2025 und damit auch über die Zukunft des Bündnisses entschieden werden. Aber nach dem Koalitionsbruch ist die Sitzung des Haushaltsausschusses verschoben – bis nach den Neuwahlen im Februar nächsten Jahres.