Florian Hoheisel, geboren 1974 in Konstanz, ist seit 2001 Vorspieler der Celli und Klimabeauftragter der Essener Philharmoniker. Er spielt dazu in vielen Orchestern, seit 2019 auch als Cellist bei den Bayreuther Festspielen.
»Spätestens seit Corona ist nicht mehr wegzudiskutieren, dass sich die Kultur- und speziell die klassische Musikkultur in einem tiefgreifenden Wandlungsprozess befindet. Das klassische Bildungsbürgerpublikum stirbt nach und nach weg, und bei den Jüngeren ist es nicht mehr selbstverständlich, das von Oma und Opa geerbte Abo weiterzuführen. Dazu kommt eine nie gekannte Energie-, Klima-, Ressourcenkrise, für die die altehrwürdigen Kulturtempel denkbar schlecht gerüstet scheinen.
Daher ist es mir ein besonders Anliegen, meinen kleinen AKTIVEN Beitrag zu leisten, um die nötigen Veränderungsprozesse mitgestalten zu können. Er lautet: Mit dem Education-Projekt »Musik kommt um die Ecke« der Philharmonie Essen Konzerte in und mit Kita-Einrichtungen zu planen und auszuführen – mit schier umwerfenden Ergebnissen und Erlebnissen. Außerdem engagiere ich mich in der Initiative »Orchester des Wandels«, der sich mittlerweile 36 deutsche Kulturorchester angeschlossen haben. Um das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz in die Kulturszene hineinzutragen, um auf diese Weise auf Notwendigkeiten hinzuweisen. Insbesondere passiert das durch spezielle »Klimakonzerte«, die diesen Themenkreis beleuchten.
Außerdem habe ich als für mich bedeutsamsten Punkt mit der Ausbildung zum »Transformationsmanager« begonnen, womit ich nach erfolgreicher Prüfung bei der IHK die notwendige Expertise haben werde, um Kulturstätten und Einrichtungen auch auf der technisch-administrativen Seite bei diesen hochwichtigen Veränderungsprozessen zu begleiten und wichtige Impulse setzen zu können.
Nichtstun ist für mich keine Option, ein Wie-auch-immer-Weitermachen auch nicht. Neugier und Freude sind meine stärksten Triebfedern. Ich habe eine große Leidenschaft für kleine, feine und ungewöhnliche Formate, gerne in Verbindung mit Literatur und Theater wie »Wein, Weib & Cello«. Solche Projekte können verkrustete alte Strukturen aufbrechen und neue Hörerfahrungen bieten. Das große Feld der Musik ist so wunderbar, dass sich der Aufwand lohnt. Keine Musik, keine Kultur ist jedenfalls für mich keine Option.«
Aufgezeichnet von Stefan Keim