In der Bochumer Pauluskirche zeigt Gerhard Rossmann seine Installation »Polyptychon der Lebenden und der Toten« .
»Geburt 19.01.1951 in Nürnberg, Tod xx.xx.20xx in x«, so leitet der Wuppertaler Künstler Gerhard Rossmann die eigene Biografie ein. Eine Angabe, die im zweiten Teil alles offenlässt. Nur dies nicht: Wir alle müssen sterben. Die Unausweichlichkeit unseres Lebensendes als künstlerisches Thema beschäftigt Rossmann seit Jahren. In der Bochumer Pauluskirche konfrontiert er das Publikum nun mit einem »Polyptychon der Lebenden und der Toten«.
Sein Gastspiel in der Kirche kreist nicht nur um die individuelle Endstation, sondern um die »Mathematik des Todes«. Rossmann befasste sich mit Berechnungen von Nathan Keyfitz. Der Demograf entwickelte eine komplexe Formel, mit deren Hilfe man berechnen kann, wie viele Menschen im Laufe der Geschichte unsere Erde bevölkert haben, folglich also irgendwann gestorben sind: Keyfitz kam auf 100 Milliarden Todesfälle. Die Statistik reicht vom Homo sapiens, der vor 300.000 Jahren Afrika durchstreifte, bis in die frühen 2000er-Jahre.
Was hat das mit Kunst zu tun? Sehr viel, wenn man sich auf Rossmanns Arbeit einlässt. An Wandtafeln und auf dem Boden hat er 216.000 Icons mit Silhouetten angebracht. »Über 100 Milliarden Tote der Weltgeschichte und acht Milliarden Lebende der Gegenwart passen so in das Gotteshaus«, beschreibt er sein Konzept. »Jedes Icon steht für 500.000 Menschen, Form- und Farbwerte geben Auskunft über natürliche und gewaltsame Todesursachen.« Nicht zuletzt werden die aktuellen Zahlen aller Verstorbenen und Lebenden an die Kirchendecke projiziert.
Gerhard Rossmann: »Polyptychon der Lebenden und der Toten«
Evangelische Pauluskirche, Bochum
Bis 15. Oktober