Eine vom Architekten Günther Marschall 1966 entworfene Hauptschule in Marl soll endlich zum neuen Kulturzentrum »Marschall 66« werden. Darin wird auch die renommierte Skulpturensammlung aus dem bisher namensgebenden »Glaskasten« eine neue Heimat finden. Kurz vor Weihnachten hatte die CDU im Stadtrat dem längst beschlossenen Projekt wegen einer Kostensteigerung von mehr als 50 Prozent die Unterstützung entzogen. Die Partei fürchtete angesichts knapper Kassen um andere Vorhaben, vor allem um die Sanierung beziehungsweise den Neubau von mindestens zwei Schulen.
In der Juni-Sitzung des Parlaments beantragte dann aber die örtliche FDP, den Umbau doch zu realisieren. Im Gegenzug verlangten die Liberalen, die im Winter noch mit der CDU dagegen waren, genau jene Verlagerung von Mitteln aus anderen Projekten, falls Bemühungen zur Kostensenkung ebenso scheitern sollten wie das Einwerben weiterer Fördermittel, vorzugsweise von Bund und Land. Berlin und Düsseldorf sind bislang mit insgesamt rund 10 Millionen Euro an dem Projekt beteiligt, dessen Kalkulation von ursprünglich 15 auf zuletzt mindestens 22 Millionen Euro angewachsen war. Für diese Mehrkosten müsste bislang die Stadt aufkommen. Im »Marschall 66« sollen neben der international renommierten Skulpturensammlung, mit Werken etwa von Rodin, Giacometti und Ernst, auch die Bibliothek, die Volkshochschule und die Musikschule der Stadt ein neues Zuhause finden.
So konkret sind die Pläne in Düsseldorf noch lange nicht. Dort hat der Stadtrat Mitte Juni erstmal nur beschlossen, dass der mögliche(!) Neubau der Deutschen Oper am Rhein am selben Standort realisiert würde, an dem auch das alte Opernhaus steht. Dafür wird ein Architektenwettbewerb vorbereitet, nach dessen Abschluss 2025 erstmals eine konkrete Kostenermittlung möglich wird. Diesem Vorschlag von Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) stimmte eine Mehrheit der Stadtverordneten zu, vor allem von CDU, SPD und FDP. Die Grünen hatten sich zuvor aus dem Kreis der Unterstützer*innen des Opernneubaus verabschiedet. Sie sehen in der absehbar hohen Summe für den Opernbau zu große Risiken. Mit Blick auf vergleichbare aktuelle Vorhaben in Frankfurt oder Stuttgart ist auch in Düsseldorf die Rede von reinen Baukosten bis zu einer Milliarde Euro, die sich bei den aktuellen Zinssätzen und über 40 Jahren Finanzierungslaufzeit noch einmal verdoppeln würden.
Dann werde das Geld für andere, in ihren Augen wichtigere Investitionen fehlen, argumentierten Redner*innen der Grünen in der intensiv geführten Debatte im Rat: den Schulbau, den Ausbau von Bus und Bahn, den klimaneutralen Umbau der Infrastruktur. Zudem müsste für die Zeit vom Abriss des alten (übrigens denkmalgeschützten) Opernhauses bis zur Errichtung des neuen auch eine Interimsspielstätte gefunden oder sogar gebaut werden. Dafür hat der Stadtrat in derselben Sitzung eine Machbarkeitsstudie beauftragt.
In den zuvor auch über die Medien ausgetragenen Auseinandersetzungen zwischen CDU und Grünen in der Landeshauptstadt ging ein bisschen unter: Thema war noch nicht ein tatsächlicher Bau zu irgendeiner Summe und irgendeinem Zeitpunkt, und mit realistischen Kostenschätzungen ist nicht vor 2027 zu rechnen. Das Nein der Grünen zu Standort und Architekturwettbewerb birgt aber schon jetzt jede Menge Zündstoff, weil die Partei die Stadt in einer sogenannten Rathauskooperation gemeinsam mit der CDU regiert. Die nächste Kommunalwahl findet 2025 statt – und neue Mehrheiten sind danach jedenfalls nicht unmöglich.