Fast sieht es so aus, als könne man sich förmlich hineinwerfen, in das Programm auf Burg Hülshoff. In einen Strom aus unterschiedlichsten Veranstaltungen rund um das Thema Gemeingut. In Lesungen, Konzerten, Gesprächen, Performances, Installationen, Filmen, Workshops und einem Live-Rollenspiel umkreisen über 90 beteiligte Künstler*innen die Frage: »Wo ist Allmende?«
Bei der Schreib-Performance »New Beginnings« spielt neben 48 (!) Autor*innen, zu denen Andreas Bülhoff, Hendrik Otremba, Tanasgol Sabbagh oder Kathrin Passig gehören, auch eine Maschine eine zentrale Rolle. Die Beteiligten schreiben 48 Stunden gemeinsam an einem Text und folgen dabei ihren Anweisungen. Der Text kann online auf digitale-burg.de und im Garten des Haus Rüschhau mitgelesen werden. Eine Lesung zum Abschluss des Festivals beendet den kollektiven Schreibprozess.
Eine weitere Aktion im Garten dauert den gesamten Festival-Zeitraum: Sie heißt »Eine zerfressene Hecke gräbt tief« und ist ein Live-Rollenspiels des Duos Eloïse Bonneviot und Anne de Boer. Besucher*innen haben immer die Möglichkeit, einzusteigen. Sie treffen als Charaktere aus Flora oder Fauna aufeinander, sammeln Elemente und wirken so an einer digitalen Neugestaltung des Gartens mit.
»Wie wäre es, wenn du Pflanzen hören könntest? Wie wäre es, wenn du mit Wäldern kommunizieren könntest?« Diese Fragen stellt die Performance »Verbarium. Das Ritual: Tripping in neue Seinsweisen« von Stefanie Wenner: »Das Verbarium sammelt, versammelt und erinnert an die Körper, mit denen menschliche Körper lebendig verflochten sind und lädt zu einer Reise ein, aus der ihr verändert wieder aufwachen werdet«, verspricht der Ankündigungstext ein immersives Erlebnis – wie es im Kunst-Bereich gerade sehr angesagt ist.
Interessant wird sicher auch, in eine der bekanntesten schon bestehenden Allmenden des Wissens einzugreifen. Im Workshop »Edit-A-Thon« von Wikimedia Deutschland e.V. ist das Publikum eingeladen, neue Beiträge über FLINTA-Personen (also im Prinzip alle nicht Männlich-Heterosexuellen) aus Kunst, Literatur und Wissenschaft zu erstellen. Im Moment beträgt ihr Anteil unter den etwa 900.000 deutschsprachigen Biographien bei Wikipedia nämlich nur rund 17 Prozent. So wird das Festival, auf dem an einer Bar auch »Heilsame Drinks« mit Mikroorgasmen angeboten werden, von denen man Kulturen mit nach Hause nehmen kann. Nachhaltige Effekte sind also garantiert.
Droste Festival
30. Juni bis 2. Juli
Haus Rüschhaus, Havixbeck