Würden die Leute im Pott aufgefordert, einen der Kunst verpflichteten Menschen zu nennen, der aus dem Pott kommt, der den Pott in seine Kunst einfließen lässt und der trotz seiner Popularität noch nicht nach Berlin (Herbert Grönemeyer lässt grüßen!) abgehauen ist, dann ist davon auszugehen, dass nicht wenige von ihnen seinen Namen nennen würden: Frank Goosen. Er kommt bekanntlich aus Bochum. Und er hat jetzt mal wieder ein Buch veröffentlicht, das nur einer wie er schreiben kann: ein Pott-Buch, in dem die handelnden Figuren Pott-und, nun ja, Goosen-Dinge machen. Man könnte sogar sagen: »Spiel ab!« ist die Quintessenz des Schaffens von Frank Goosen. Denn auf diesen 331 Seiten kommt alles zusammen, was auch das Leben des Autors bislang ausmachte, ohne dass es sich um eine Autobiografie handelte.
In »Spiel ab!« sind Vornamen uninteressant. Es geht um Förster, der auf Bitte seines mal wieder verzweifelt bis besoffen durchs Leben strauchelnden Freundes Fränge das Training einer Bochumer Jugendmannschaft übernimmt. Dass Förster vom Fußball so gut wie keine Ahnung hat, ist klar. Das ist Konzept dieser Geschichte, in der erzählt wird, wie der Ahnungslose binnen einer Saison in den Niederungen der Kreisliga zwischen Chaos, Wut, Niederlagen und unerwarteten Siegen plötzlich eine ganze Menge übers Leben lernt. Die Teenager machen ihm, dem Trainer in spe, Beine. Der Pott mit seinem rauen Charme schlägt immer wieder zu zwischen Pommes, Pils und Ascheplatz. Und Frank Goosen garniert das Ganze unter einer diebischen Freude, die spür- und lesbar ist, mit popkulturellen Referenzen. Dann etwa, wenn Walter-Matthau- und Jack-Lemmon-Filme, Horrorstreifen wie »Das Dorf der Verdammten«, die Rolling Stones, die Bangles, The Mamas & The Papas oder die Beatles Eingang in Gespräche am Tresen oder Spielfeldrand halten.
Man kann sagen: An zig Stellen verweist Frank Goosen im Text und Subtext auf sein eigenes Leben und seine eigenen Leidenschaften: Er ist schließlich Musikfan – über die Beatles hat er ebenso ein Buch geschrieben (»The Beatles«) wie übers Spielen in einer Band (»So viel Zeit«). Er ist Fußball-Verrückter – als Autor (»Weil Samstag ist«) sowie als Fan und sogar zeitweises Mitglied im Aufsichtsrat seines Herzensvereins VfL Bochum. Ziemlich regelmäßig lässt er sich auf Bühnen und in Büchern über dessen Dasein zwischen Grandiosität und grauer Maus aus.
Und all das findet eben auch auf mal direkte, mal indirekte Art und Weise Einzug in »Spiel ab!«. Ein Buch aus dem Pott über den Pott. Aber eines, das auch Menschen außerhalb des Potts zeigt, auf was es ankommt im Leben: Menschlichkeit, Freundschaft, Fußball, gute Musik, Humor, Bier – und ein gesundes Maß an »Wird schon werden!«
Frank Goosen: »Spiel ab«, Verlag Kiepenheuer & Witsch, 331 Seiten, 23 Euro
2. März: Fritz-Henssler-Haus, Dortmund
6. März: WDR Funkhaus, Köln (Lit.Cologne)
9. März: Stadtbücherei, Gladbeck
10. März: Stadtsaal, Wetter
11. März: Ringlokschuppen, Mülheim
15. März: Stratmanns, Essen
17. März: Kulturhalle, Neukirchen-Vluyn
22. März: Ebertbad, Oberhausen
24. März: Flottmannhallen, Herne
30. März: Stadttheater, Lippstadt
31. März: Schulzentrum, Haltern