Dieses Festival ist offenbar mobil – es wechselt die Himmelsrichtung, nachdem es 2014 in Landsberg am Lech gegründet wurde. Nun wird das Snowdance Independent ab 28. Januar in Essen und seinen Kinos mit der Lichtburg als einem der schönsten Lichtspieltheater zu Hause sein und fortan – unterstützt von lokalen Institutionen – im neuen Logo den markanten Zechen-Förderturm tragen. Zu seinen Initiatoren gehörten Heiner Lauterbach und Thomas Bohn, der auch als Festivaldirektor fungierte. Der Indie-Film (unabhängig von Sende- und Förderungsanstalten und großen Verleihern) hat hier alle Aufmerksamkeit, und auch die Branchen- und Szene-Begegnung unter anderem mit Workshops und special guests wird groß geschrieben.
Wie das Namensspiel sagt, orientiert man sich am Sundance Festival, das 1978 in Utah ins Leben gerufen und 1981 von Robert Redford übernommen wurde. Der Hollywood-Star hatte das Festival in den Winter verlegt. Da mag die deutsche Version gleich doppelte Hommage an das amerikanische Vorbild sein. Sundance übrigens erhielt seinen Titel von Redfords Rolle des Sundance Kid in George Roy Hills Western-Komödie. Insofern müsste Snowdance eigentlich, bezogen auf Heiner Lauterbachs populärste Rolle in Doris Dörries »Männer«-Film, (Julius) Armbrust-Festival heißen. Kleine Scherze unter Freunden.
Ein Filmfestival im Winter hat Vor-und Nachteile. Man sitzt gern im Warmen und meidet das unwirtliche Draußen (die Berlinale kennt das, die einst ein Sommer-Festival gewesen ist), aber Open-Air wie in Locarno lässt sich nicht einrichten. Und Skipisten wie in Utah wird’s im Revier eher nicht geben. Aber ein Programm, das allerdings erst Anfang Dezember publik wird. Ein Blick auf die Gewinner des Jahres 2022 zeigt den weiten Radius des unabhängigen Filmangebots: Aus Australien, Deutschland, England, Frankreich, Kanada kamen die Siegerfilme in den Kategorien Spiel-, Dokumentar-, Feature- und Kurzfilm sowie für das Beste Drehbuch und den Besten Nachwuchs-Regisseur.
28. Januar bis 5. Februar 2023
Lichtburg Essen