Ein gallisches Dorf? Im Ruhrgebiet? Wer nach Walsum fährt, muss genau daran denken. Auch wenn im Schatten des großen Kühlturms am Kohlekraftwerk Walsum 10 genau genommen nicht mal eine ganze Ortschaft mehr steht. Sondern eigentlich nur noch ein letztes, ein einziges Haus: Unweit des Rheins liegt der Walsumer Hof. Ein Fischrestaurant aus dem Jahr 1837 im nördlichen Teil der Stadt – und ein letztes Relikt des einstigen Dorfes, das es hier einmal gab.
Im Jahr 2000 war mit dem Bau des Kohlekraftwerks begonnen worden. 2008 ging es in Betrieb. Nach und nach hatten immer mehr Häuser und Gebäude dem riesigen Komplex weichen müssen, bis schließlich nichts mehr von Alt-Walsum übrig blieb – bis auf die kleine Gaststätte, die seitdem gegen eine Übernahme kämpft. Doch kein Geld der Welt würde Matthias Langhoff dazu bringen, das Wirtshaus und den Hof aufzugeben. Dabei war er eher zufällig in die Rolle des Galliers gegen den Riesen der Steag AG geraten. »Ich hör einfach nicht auf, weil es das ist, was ich liebe«, sagt der Gastronom, der jeden Gast gern mit Handschlag begrüßt und immer wieder Fisch, Muscheln und Bratkartoffeln nachreicht. Sein Credo: Niemand soll seinen Laden hungrig verlassen. Seit über drei Generationen werden in der alten Gaststätte Fisch und Muscheln, frisch geräuchert oder gebraten, serviert. Restaurantführer wie der Gault-Millau und Feinschmecker versäumen es nicht, den Walsumer Hof alljährlich als herausragendes Fischrestaurant zu diplomieren – nicht zuletzt, weil er über eine hauseigene Räucherei verfügt.
Matthias Langhoff ist in Alt-Walsum aufgewachsen. Er hat sein Kindheit im Gasthaus verbracht. Nach einer Lehre im Sauerland war er zunächst einige Jahre nach England gegangen, hatte dort unter anderem den Dalai Lama und Lady Di bedient, ehe eine Beziehung zerbrach und die Familie rief: Heute führt er den Walsumer Hof in dritter Generation, der nicht nur für ihn ein Zuhause ist. Sondern auch für Schweine, Gänse und Esel.
Auch der Fisch, den Langhoff von seinen jahrelangen Lieferanten bekommt, ist von bester Qualität und kommt aus den gusseisernen Pfannen oder warm aus dem Räucherofen zum Gast. Der Innenraum quillt dabei über vor nautischen Souvenirs, die unter anderem Fischerleute, die am Duisburger Hafen anlegten, gegen eine Mahlzeit tauschten. An den Wänden hängen Steuerräder, ausgestopfte Kugelfische, Leuchttürme. Und nicht zuletzt der Familienstammbaum, der mit Portraits der Großeltern aus 180 Jahren Tradition erzählt. Von Gastfreundschaft. Und Gemütlichkeit.
Walsumer Hof, Rheinstraße 16, Duisburg, walsumerhof.de