Preise über Preise. Im Frühjahr erst erhielt Katharina Fritsch bei der Venedig-Biennale einen Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk. Jetzt kommt noch der mit 30.000 Euro dotierte Große Kulturpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland hinzu. Ihre Bedeutung als Bildhauerin scheint international seit Jahrzehnten unbestritten. Hierzulande steht sie aber eher am Rande des Rampenlichts.
Gelbe Madonnen, ein Elefant in Grün, ein Oktopus in Orange. Vielbeachtet auch der strahlend blaue, an die fünf Meter hohe Hahn, den Katharina Fritsch 2013 auf einem Sockel am Londoner Trafalgar Square zwischen Reiter-Statuen und der Siegessäule von Admiral Nelson platzierte. Man kennt ihre irritierenden Arbeiten. Heiter, bunt, humorvoll wirken sie, doch auch zutiefst rätselhaft, surreal, als seien sie einem Märchenbuch entsprungen. Spektakulär kommen sie daher und sind gleichzeitig von beeindruckender Ruhe geprägt. »Ich wollte immer schon eine Art von Parallelwelt erschaffen, die deswegen überraschend wirkt, weil die Betrachter das Gefühl haben, sie sehen die Objekte zum ersten Mal«, so Fritsch.
Mit dieser Idee gelang der 1956 in Essen geborenen und seit dem Studium in Düsseldorf lebenden Künstlerin sehr früh der Durchbruch. Kurz nach der Uni schon, 1984 in Kasper Königs vielbeachteter Ausstellung »Von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf«. Seither gastierte Fritsch in etlichen großen Museen weltweit: 1987 präsentierte die Bildhauerin ihren großen, grünen Elefanten im Krefelder Kaiser Wilhelm Museum, 1993 eroberte sie die US-Szene mit einer ersten umfassenden Einzelausstellung in New York. Für Aufsehen sorgte dort vor allem der »Rattenkönig« – ein Kreis aus 16 schwarzen Riesennagern mit hoffnungslos verknoteten Schwänzen.
Trutzburg gegen kulturellen Massenbetrieb
1995 vertrat sie Deutschland auch einmal auf der Biennale in Venedig zusammen mit dem Bildhauer Martin Honert und dem Fotografen Thomas Ruff. Ihr raumfüllender Beitrag im deutschen Pavillon war das Modell eines »Ideal-Museums«, umgeben und abgeschirmt von einem schwarzen Plastik-Wald. Es sollte auch eine »Trutzburg« gegen den kulturellen Massenbetrieb darstellen, wie es damals hieß.
Das passt zu Fritsch, die sich dem internationalen Kunstbetrieb gern entzieht. Sie, die Ernste, meidet den Rummel und arbeitet lieber still und beharrlich für sich im Düsseldorfer Atelier. Schön, dass Ehrungen und Preise die Künstlerin doch immer wieder einmal ins Rampenlicht locken. Wie nun auch der Große Kulturpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, der seit 1989 an Größen wie Pina Bausch und Hilla Becher, Wim Wenders, Andreas Gursky und viele weitere herausragende Künstlerpersönlichkeiten oder Einrichtungen vergeben worden ist, die das kulturelle Leben im Rheinland und darüber hinaus außergewöhnlich bereichern.