Müde hängt der Flieger in der Ecke. Voll aufgepumpt würde der Jet wahrscheinlich kaum in den Ausstellungsraum im Dortmunder Hardware Medienkunstverein (HMKV) passen. Doch Fiona Banner hat die Luft abgelassen. Durch ein leichtes Auf und Ab gibt die Künstlerin der schlappen Hülle nun fast etwas Lebendiges: Man könnte denken, dass die zerstörerische Kampfmaschine atmet.
In verschiedenen Werken arbeitet Fiona Banner mit solchen aufblasbaren Attrappen, wie sie im Krieg tatsächlich benutzt werden. Sie sollen Gegner irritieren, zum Angriff provozieren und dafür sorgen, dass die echten Flugzeuge heil bleiben. Es beeindruckt, wie sich das Kriegsgerät im HMKV, auf der dritten Etage des Dortmunder U, nun in ein vielschichtiges Ausstellungsstück verwandelt.
Kunstvereins-Leiterin Inke Arns hatte die Arbeiten von Fiona Banner kürzlich erst in Venedig entdeckt, wo die Britin am Rande der Kunst-Biennale in einer ehemaligen Kirche ausstellte. Arns war so beeindruckt, dass sie Fiona Banner, auch bekannt unter ihrem Künstler*innennamen The Vanity Press, gleich nach Dortmund einlud. Hier zeigt sie neben dem schlappen Kampfjet in der Ecke auch Fotografien, Bilder und eine starke Videoarbeit, in der die Fake-Flieger ebenfalls eine tragende Rolle spielen.
Sie werden zu einer Art Kostüm, in dem zwei Akteur*innen auftreten: Im Morgengrauen erwachen sie zum Leben, begleitet vom eindringlichen, leicht bedrohlichen Sound einer Kirchenorgel. Die Performance der Flugzeuge hat etwas Zwiespältiges – eine Mischung aus Tanz und Streit, Konflikt und Dialog, Krieg und Frieden. Selbst die Sitzgelegenheiten fürs Publikum im HMKV wecken widersprüchliche Gefühle. Gemütlich sind sie schon. Doch gleichen die Sitzsäcke weichen Flugzeugteilen – der Ausstellungsraum wird zur Absturzstelle.
»Fiona Banner aka The Vanity Press: Pranayama Typhoon Soft Parts Wing Flap Fin«
Hardware Medienkunstverein, Dortmund, bis 29. Januar 2023, hmkv.de