Bei manchen Formaten wundert man sich, dass sie nicht schon vor viel längerer Zeit erfunden wurden: Das Festival Litfilms bringt in Münster zusammen, was längst zusammengehört: Literatur und Film. Über filmische Adaptionen literarischer Stoffe wird zwar gern gestritten, aber letztlich gibt es kaum ein Werk der Weltliteratur, das nicht verfilmt wurde – und die Ergebnisse werden nicht selten mit dem Oscar belohnt.
Das Programm von Litfilms, das vom 10. bis 25. September zum zweiten Mal stattfindet und seinen Hauptspielort im Schlosstheater Münster hat, geht allerdings weit über das Zeigen bekannter Literaturverfilmungen hinaus. Wegen der aktuellen Lage, in der die Welt aus den Fugen zu geraten scheint, widmet es sich Wendepunkten – auf der Mikro- oder Makroebene. Die Filme sind verschiedenen Bereichen zugeordnet.
Einer ist der Internationale Wettbewerb, in dem sechs neue Spielfilme von einer Jury bewertet werden, die in unterschiedlicher Art und Weise literarische Werke zur Grundlage haben, vom klassischen Roman bis zur Graphic Novel. Die Auswahl vereint Weltliteratur (Ernest Hemingways »Across The River And Into The Trees«, Honoré de Balzacs »Verlorene Illusionen«) und Starkino mit Charlotte Gainsbourg, Liev Schreiber oder Gérard Depardieu mit intimen Geschichten des Erwachsenwerdens (»Falcon Lake« nach der Graphic Novel von Bastien Vives) sowie kontrovers diskutierten Themen (»Menschliche Dinge« nach dem Roman von Karine Tuil).
Die Reihe »LIT.dok« ist Dokumentarfilmen aus der Welt der Bücher gewidmet. Die Filme handeln von einigen der größten Autor*innen des 20. Jahrhunderts – von Elfriede Jelinek, Amos Oz und Truman Capote bis Tennessee Williams. Ins Festival integriert sind die Indischen Filmtage vom 15. bis 25. September, bei denen indische Literaturverfilmungen von 1956 bis heute im Fokus stehen: Vom echten Klassiker des indischen Kinos, wie Satyajit Ray, über den modernen Independent-Film bis zur Shakespeare-Adaption von Macbeth.
Weitere Schwerpunkte widmen sich Pier Pasolini, Ingmar Bergmann oder den Verfilmungen des Horror-Schriftstellers Stephen King. Gespräche und Interviews begleiten die Filmvorstellungen und laden zum Austausch und zur Diskussion ein.
Besonders spannend wird sicher die Begegnung mit Thomas Wendrich, der für sein Drehbuch zum Film »Lieber Thomas« mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde (bereits 2002 gewann er den Deutschen Drehbuchpreis für »Nimm dir dein Leben« und 2017 den Grimme-Preis für sein Drehbuch zum ersten Teil der NSU-Trilogie Mitten in Deutschland). Er hat Daniel Kehlmanns Roman »Ich und Kaminski« adaptiert sowie diverse Tatort-Folgen geschrieben. Im Festival-Programm lädt er zu einer Masterclass bei freiem Eintritt ein.
Litfilms, 10. bis 25. September, Schlosstheater und andere Orte in Münster, litfilms.de