Auch wenn die c/o pop in Köln zu Hause ist, könnte ihr Programm nicht internationaler sein. Das Programm möchte Grenzen auflösen und überschreiten. Passend dazu präsentiert die österreichische Band »Bilderbuch« am 20. April eine Mischung aus Indie-Rock, Art-Pop, Wiener Schmäh und allerlei Anglizismen in der Philharmonie. Aber vor allem junge Künstler*innen, die Grenzen verschieben, finden bei dem Festival eine Plattform: So zum Beispiel der Rapper Albi X. Aufgewachsen in Köln-Ehrenfeld hat Boris, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, schon früh aufgrund seiner kongolesischen Wurzeln und dem angeborenen Albinismus Diskriminierung erfahren. Bis er schließlich als Model entdeckt wird und beginnt, Musik zu machen – Albi X wird geboren. Seine Erfahrungen verarbeitet er nun nicht mit den üblichen Rappergesten und Hypermaskulinität, sondern mit Songs auf Lingala, Französisch und Englisch, die Mut machen und die Menschen bestärken.
In diesem Jahr wird es aber nicht nur Konzerte und Panels geben. Während der c/o pop findet außerdem ein Ball statt. Die Ballroom Community war in den 60er und 70er Jahren in New York gegründet worden und wurde vor allem für die afro- und lateinamerikanische Trans-, Drag- und LGBTQIA*-Community ein Zuhause. Bei diesem Tanz- und Modelwettbewerb am 22. April im Herbrands laufen die Teilnehmer*innen einzelner Häuser auf einem Catwalk, präsentieren gewissermaßen die Clubs der Stadt, frei von jeglichen Konventionen, Zwängen und Stigmatisierungen.
Die Auflösung von Grenzen zieht sich auch musikalisch durch das Festivalprogramm: vom Postpunk des All-Female-Quartetts »Friedberg« am 21. April über den Singer-Songwriter-Pop der Band »Buntspecht« mit »Kinderliedern für alle Er- und Entwachsenen«, Krach in schönster Art und Weise von »Gewalt« am 22. April bis hin zum Sextett »L’Eclair« mit Krautrock-Future-Jazz-Psychedelic-Anleihen: Die musikalische Bandbreite ist groß. Dabei werden besonders auch junge Künstler*innen aus NRW mit Initiativen wie »c/o pop 2022 musichubgermany« oder dem Programm »Wunderkinder – German Music Talent 2022« präsentiert: Das junge Kölner Musiklabel »Safe Space Records« bringt Künstler*Innen auf die Bühne, die die Grenzen von Gender (»Liberty Snake«), Experiment und Pop (»Endless Fun« ) oder Rap-Musik (»Alice907«) weiter verschieben. Nils Herzogenrath aus Essen ist bereits musikalisch in vielerlei Hinsicht mit den Bands »Ωracles« oder »Transport« in Erscheinung getreten. Mit dem Solo-Projekt »Vomit Heat« bewegt er sich auf der c/o pop am 23. April nun irgendwo zwischen Shoegaze und Lo-Fi-Underground Attitüde. Grenzen sind da, um überschritten zu werden. Die diesjährige c/o pop ist ein Beweis dafür.
20. bis 24. April, verschiedene Bühnen in ganz Köln
c-o-pop.de