»Wenn du das große Spiel der Welt gesehen«, so verkünden Friedrich Schillers Worte am Giebel des Theaters Duisburg, »so kehrst du reicher in dich selbst zurück«. Auf das große Spiel der Welt musste die Stadt Pandemie-bedingt nun allerdings schon zwei Jahre warten. Umso größer ist die Vorfreude auf das Theatertreffen als Herz des Festivals Duisburger Akzente, das vom 11. März bis 3. April endlich wieder stattfindet.
Wie immer sind dann echte Hochkaräter im schönen neoklassizistischen Bau zu erleben – völlig losgelöst übrigens von Aktualitätszwang. So ist einer der größten Tipps im Programm bald schon zehn Jahre alt. Michael Thalheimer hat »Medea« 2012 für das Schauspiel Frankfurt inszeniert. Die Hauptrolle der Frau aus dem antiken Mythos, bei der sich Liebe in maßlosen Zorn verwandelt, spielt mit Constanze Becker eine der Theaterstars der Republik. Das Kritiken-Portal Nachtkritik nannte die Inszenierung »monströs-großartig«. Es gebe keine Sprache, um die Stimme der Schauspielerin zu beschreiben, »sie meißelt jedes Wort tief ein ins Zuschauerherz«. Zu sehen ist das Stück am 2. und 3. April.
Auch für die Festival-Eröffnung am 11. und 12. März sorgt ein Klassiker: Thomas Manns »Der Zauberberg« in der Inszenierung von Daniela Löffner am Staatsschauspiel Dresden sollte eigentlich schon die Akzente 2021 eröffnen, die das Thema »Mauern« gesetzt hatten. Im spektakulären Eröffnungsbild blicken die Zuschauer auf eine hohe Wand aus Fässern, die polternd in den Orchestergraben stürzen. Auch der Schluss des Abends ist ungewöhnlich: Ein Text von Sibylle Berg nimmt darin die »Festung Europa« kritisch ins Visier. Dazwischen entspinnt sich die berühmte Geschichte von Hans Castorp (Philipp Grimm), der ein Sanatorium in den Schweizer Bergen besucht.
Fotoschau im Earport Innenhafen
Und noch eine (Klassiker-)Inszenierung ist zu empfehlen: Am 31. März läuft Molières »Der Geizige oder Die Schule der Lügner« von Leander Hausmann, der von 1995 bis 2000 eine legendäre Intendanz im nahen Bochum hingelegt hat. Im Gastspiel des Thalia Theaters Hamburg wird die vom Geiz zerfressene Titelfigur Harpagon von Jens Harzer gespielt, der regelmäßig am Schauspielhaus Bochum gefeiert wird und Träger des Iffland-Ringes ist. Kritiken lobten Hausmanns kurzweilige Inszenierung und ein Ensemble, das mit Lust und Vertrauen auf die Sprache zu Werke gehe.
Daneben bieten die Akzente einen reichen Mix auch aus anderen Genres wie Musik, Literatur oder Kunst: 79 Veranstaltungen und 14 Ausstellungen innerhalb von 24 Tagen in rund zehn verschiedenen Sparten – so lauten die beeindruckenden Zahlen. Auf ein Motto hat man dieses Jahr bewusst verzichtet, weil teilweise auch Veranstaltungen aus den ausgefallenen Vorjahres-Ausgaben, die unter den Themen »Glück« und »Mauern« standen, nachgeholt werden. Jetzt ziert das Festival als Motto nur ein Ausrufezeichen und die Veranstalter erklären: »Es kennzeichnet zum Beispiel Verbote oder Befehle, Wünsche oder Warnungen, Erstaunen und Aufrufe. Gemeinsam ist diesen verschiedenen Funktionen, dass sie eine Aussage hervorheben und die Wichtigkeit des Gesagten betonen.« Vielleicht kann man aber auch schlicht sagen: Endlich geht es wieder los – Ausrufezeichen.
Es geht los mit Figurentheater-Legende Neville Tranter im Freien Theater/Performance-Programm (22. März), mit Kai Magnus Stings Comedy (26. März), mit der WDR Big Band (25. März), Shantys im Schifffahrtsmuseum (20.3.), der Familienoper Ronja Räubertochter (27. März), einem tollen Filmprogramm zum Thema »Mauern« im Filmforum und einem Kunst-Fokus auf den 2021 mit über 90 Jahren verstorbenen israelischen Künstler Dani Karavan: Die im Innenhafen lebenden Tanz-Performer Avi Kaiser und Sergio Antonino haben sich von seiner Kunst inspirieren lassen und eine Fotoschau im Earport Innenhafen zusammengestellt.
43. Duisburger Akzente
11. März bis 4. April
duisburger-akzente.de