Wie wäre es, in einer Welt zu leben, in der Zeit keine Rolle spielt? Dann könnte man einfach so, wie Momo und ihre Freunde, die Wirtin Nina, der Dichter Gigi, der Straßenkehrer Beppo und der Friseur Fusi, zusammensitzen und essen, sich unterhalten und Musik machen. Es ist ein wahres Idyll, das sich diese Fünf geschaffen haben. Eine Welt ohne Druck, in der es kein Konkurrenzdenken und keinen Wunsch nach Selbstoptimierung gibt.
Doch so bleibt es nicht. Als plötzlich ein Vertreter der »Zeitsparkasse« in ihrer Mitte auftaucht, holt die neoliberale Wirklichkeit das Mädchen Momo und die anderen schneller ein, als sie es selbst wahrhaben wollen. In der Bühnenadaption von Michael Endes Roman, die das freie Kollektiv subbotnik mit Maria Neumann erarbeitet hat, wirkt das ›100-jährige Mädchen‹ Momo tatsächlich, als sei es aus der Zeit gefallen. Maria Neumann spielt es als kritische Beobachterin, die nie ganz dazugehört. Selbst in den Momenten des Idylls ist noch eine Distanz zu spüren, die sie von den anderen trennt. Ihr unaufgeregtes, ohne große Gesten auskommendes Spiel wird zum Zentrum einer Inszenierung, die mit simpelsten Mitteln wie Overheadprojektionen und fantastischen Kostümen eine poetische Welt heraufbeschwört. Noch die größten Fragen nach dem Wesen und Wirken von Zeit stellt Maria Neumann mit einer Leichtigkeit, die auf spielerische Weise zum Philosophieren und zugleich zum Träumen von einem Leben ohne Zeitdruck anregen.
ab 8 Jahren, 5., 12. und 26. Dezember, Theater an der Ruhr, https://junges.theater-an-der-ruhr.de